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Klaus Rózsa, Fotograf: Budapest – Zürich retour

Klaus Rózsa, Fotograf: Budapest – Zürich retour

Jürgmeier / 15. Jul 2017 - «Der hat viel durchgemacht», sagt der Sicherheitsvorsteher über den «Polizistenschreck», dem Polizisten schon mal Angst machen.

In Winterthur beginnt eine mir unvertraute Welt. Fast steige ich, Hauptsache ostwärts, in den Zug nach Romanshorn. Überall Grüppchen von Männern und Frauen in Kleidern, die der Fremdenführer chinesischen Touristinnen begeistert als typisch einheimische Trachten – es soll in der Schweiz rund 700 verschiedene davon geben – schildern würde. Sie sind auf dem Heimweg vom Eidgenössischen Jodlerfest, dieses Jahr in Brig-Glis. Schliesslich sitze ich doch noch in einem Wagen nach St. Gallen, wo eines dieser Trachtengrüppchen mit mir im Bus nach Heiden Platz nimmt. Zum Glück sind sie zu müde für einen eidgenössischen Abgesang.

Prügelnde Polizisten und Steinewerfer in Heiden

Als ich in Heiden, gegenüber der Kirche mit der Türinschrift «Zur Ehre Gottes» aussteige, sitzen schon keine Männer mit roten Chutteli, weissen Hemden, schwarzen Hosen und weissen Wollsöckli mit luftigen Löchern, keine Frauen mit weissen Puffärmeln, blaugrünen Röcken und schwarzen Spitzenhäubchen mehr im Bus. Sie wollen den Film nicht sehen, den der stellvertretende Landammann Matthias Weishaupt, der rote Direktor des Departementes Gesundheit und Soziales mit Appenzeller Ohrringli ins Kino Rosental geholt hat.

 

 

 

 

Der Film «Staatenlos – Klaus Rózsa, Fotograf» von Erich Schmid ist demnächst zu sehen in:

21. Juli 2017, 21.00h, Kino Koch, Kochareal, Zürich

24. August 2017, Museum Strauhof (mit Diskussion)

Die DVD erscheint im Herbst 2017.

 

 

An diesem warmen Juni-Abend des Jahres 2017 flimmern Bilder von prügelnden Polizisten und Steine Werfenden aus dem fernen Zürich der Achtzigerjahre über die Leinwand des 1935, «mitten in der Wirtschaftskrise und gegen den Widerstand der Gemeindeverantwortlichen» (Website Kino Rosental) eröffneten «Lichtspieltheaters». Die im Saal anwesenden Heidenerinnen und Heidener werden sich kaum an das Geschwisterpaar erinnern, das zu Beginn des Films «Staatenlos – Klaus Rózsa, Fotograf» von russischen Soldaten in einen Budapester Luftschutzkeller hinuntergetragen wird. Das war 1956, dem Jahr des ungarischen Aufstands und dessen Niederschlagung durch sowjetische Truppen.

«Das war für die Eltern eine schreckliche Situation, weil sie als Juden schon den 2. Weltkrieg erlebt haben», erzählt Olga Majumder-Rózsa, die ältere Schwester von Klaus Rózsa, in Erich Schmids Film, den die Weltwoche «ein brennendes Zeitdokument» nennt. «Vor allem für uns Kinder wollten sie nicht, dass wir nochmals etwas Ähnliches erleben, wie sie es erlebt haben. Da beschlossen sie, das Land zu verlassen.» Flüchteten in die Schweiz, wo der zweijährige Klaus und die vierjährige Olga «für längere Zeit in ein jüdisches Kinderheim» kamen, das Kinderheim Wartmann in Heiden, im Film fälschlicherweise Waldheim genannt. Darauf weist Regisseur Erich Schmid selber hin, bevor der Projektor die Bilder der Familie Rózsa an die Wand wirft, die in der Schweiz – obwohl, Kalter Krieg, in der richtigen Richtung geflohen – nicht überall willkommen war.

Olga und Klaus Rózsa 2013 am Gedenkmarsch für den Schweizer Konsul Carl Lutz, der im 2. Weltkrieg 62'000 Juden mit fingierten Schutzbriefen das Leben rettete («Staatenlos», Erich Schmid)

 

Die laute, die aggressive, die verzweifelte Stimme

Klaus Rózsa – das ist für mich vor allem die Erinnerung an eine Stimme, eine laute und aggressive Stimme. Die einem Mann mit einem Fotoapparat gehörte, der sich häufig zuvorderst, in diesem «Niemandsland» zwischen den als «Chaoten» Diffamierten und den als «Bullen» Beschimpften, bewegte. Vor allem in den Jahren der «Bewegig», die 1980/81 mit ihren Slogans «Freie Sicht aufs Mittelmeer» und «Keine Macht für niemand» sowie durch die mehrmals in Scherben gelegte Zürcher Bahnhofstrasse europaweit bekannt wurde.

Der Film von Erich Schmid – den ich erstmals im Kino Uto in Zürich sehe – verändert, erweitert mein Bild von diesem Mann, in dessen Biografie sich ein Stück Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spiegelt, die in den Dreissigerjahren und deren Folgen wurzelt. «1956 aus Ungarn geflüchtet, war Klaus Rózsa 40 Jahre lang aus politischen Gründen staatenlos. Die Polizei verfolgte ihn als Gewerkschafter, Ausländer, linken Journalisten und verdeckt auch als Juden. Ein Biopic zur Pressefreiheit im Zusammenhang mit den politischen Bewegungen der letzten Jahrzehnte in der Schweiz.» Schreibt der Regisseur über seinen Hauptdarsteller, der mit einem Vater aufgewachsen ist, der aus Auschwitz zurückkam, der als Kleinkind durch Europa in die Schweiz flüchtete, dessen Mutter früh starb, der auf Zürichs Strassen immer wieder von der Polizei verprügelt wurde, der nach drei abgewiesenen Einbürgerungsgesuchen den roten Pass erst durch Heirat mit einer Schweizerin bekam.

Nachdem ich das «Lehrstück über die Tragfähigkeit, Fehlbarkeit und Belastbarkeit des Rechtsstaates» (Björn Hayer in der Neuen Zürcher Zeitung) gesehen habe, höre ich in dieser Stimme auch so etwas wie Verzweiflung. «Durchaus», sagt der Mann mit der Stimme, die auch anders kann, «Verzweiflung darüber, dass mich schon wieder ein Polizist ‹anhaut› und sagt, ich solle ‹verreise›. Dann rufe ich aus: Ich ‹verreise› nicht, ich bleibe da, ich habe das Recht! Meine laute Stimme ist die einzige Waffe, die ich habe.» Nach dem Besuch des Films «Staatenlos», sagt der Stadtrat und Sicherheitsvorsteher Richard Wolff – den ich fälschlicherweise als Polizeichef bezeichnen will –, habe er gedacht: «Krass, was Klaus Rózsa in seinem Leben alles passiert ist. Beeindruckend, dass er sich nie hat einschüchtern lassen.»

Das Opfer, das keines sein will und Kuchen isst

«Ich fühle mich nicht als Opfer», betont Klaus Rózsa, als ich ihn im Café Motta, das einst das Gran Café war, am Limmatquai treffe. In der Nähe der Grossmünsterterrasse, wo Polizisten damals auch mich, trotz Presseausweis, wegwiesen, «wir kennen Sie, Meier!» brüllten und Gewehrläufe auf mich richteten, weil ihre Kollegen unten vor dem Helmhaus einen jungen Mann unsanft übers Tramgeleise schleiften. Ich verzog mich Richtung Hirschenplatz, Gummigeschosse prallten an meinem Rücken ab. Eines dieser schwarzen, rund drei Zentimeter langen, sechskantigen Dinger – die heute als Schrot bezeichnet werden – stand noch jahrelang in meinem Büchergestell. Er wolle nicht als Opfer dargestellt werden. Auch wenn alles, was der Film zeige, passiert sei, und noch viel mehr – «ich bin ja nicht ausgeflippt oder in der Droge gelandet wie viele». Er habe immer auch Solidarität gespürt, sei von seinem (politischen) Umfeld getragen worden, er selbst sei «relativ gut damit umgegangen», findet er und beisst genussvoll in den Apfelstrudel, den er sich bestellt hat. «Ich bin ein Lebemann, du siehst, ich esse Kuchen und trinke; hätte ich keinen Kuchen, ich hätte einen Aperol Spritz genommen oder ein Glas Sekt.»

Klaus Rózsa, 2017 (Selfie)

Klaus Rózsa bekam nicht nur Schläge, er hatte auch Erfolg. «Als Präsident der Schweizer Journalisten-Gewerkschaft, als Mitglied des Schweizer Presserats und Präsident des Zürcher Gewerkschaftsbundes», heisst es im Film, habe er «jahrelang dafür gekämpft, dass Fotografen bei Polizeieinsätzen nicht mehr behindert werden» dürfen, sondern das Recht haben, die Polizei bei der Arbeit zu fotografieren und zu filmen. «Das hat Klaus durchgesetzt.» Anerkennt der ehemalige Präsident der Sozialdemokratischen Partei der Stadt Zürich Koni Loepfe. Heute dürfte unser Plakat für das sogenannte Zürcher Tribunal1981 nicht mehr verboten werden. Text: «Bewegung ist gesund, aber wer gesund lebt, lebt gefährlich.» Das Bild zeige, so die Stadtpolizei Zürich damals in ihrer Ablehnungsbegründung, «eine Verhaftszene anlässlich eines ordnungsdienstlichen Einsatzes von Polizeikräften», das heisst fünf Polizisten, die einen Demonstranten packen und wegschleppen. «Gemäss Hinweis im ‹Eisbrecher› vom 17. Januar 1981», schrieb die Stadtpolizei weiter, «soll in diesem ‹Tribunal› u.a. öffentlich die ‹Gewalt der Polizei› und ‹die Justizrepression› dokumentiert werden. Auf Grund der Erfahrungen mit Veranstaltungen im Zusammenhang mit der sogenannten Zürcher Bewegung besteht jedoch die Gefahr, dass an diesen Veranstaltungen die Besucher in unsachlicher Art und Weise emotional aufgeladen werden und sich im Anschluss daran unbewilligte Demonstrationszüge durch die Stadt mit entsprechenden Sachbeschädigungen ereignen können.»

Bei der Polizei werden sie keine Freude am Bundesgericht gehabt haben, das Klaus Rózsa mehrmals recht gibt. Sichtwechsel. Aus einem alten Schulungsfilm der Stadtpolizei Zürich, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig: «Rücksichtslose Fotografen strapazierten die angespannten Nerven der eingesetzten Beamten zusätzlich, indem sie mit Nahaufnahmen förmlich ihre Gedanken zu ergründen versuchten und ihnen mit Mikrophonen vor dem Gesicht herumfuchtelten. Die Beamten liessen sich aber keineswegs aus der Ruhe bringen.» Das wird nicht nur Klaus Rózsa anders erlebt haben. Seine Hartnäckigkeit und Sturheit auf der Strasse sowie vor Gericht mögen Gründe für die Attacken aus Polizeikreisen sein, die nicht anders als gezielt genannt werden können. «Klaus war der Unerschrockenste und hat ununterbrochen Übergriffe der Polizei fotografiert», gibt sein Anwalt, der ehemalige SP-Kantonsrat Franz Schumacher, im Film zu Protokoll, «deshalb versuchte man ihn auszuschalten. Das geschah mit Prügeln, mit Treten, mit wüsten Beschimpfungen, Drohungen usw.»

Zum Beispiel an einem Abend im März 1982. Hinter dem Hauptbahnhof, da, wo heute ein Carparkplatz für Reisen in alle Welt ist, waren tagsüber Bagger aufgefahren und hatten auf Anordnung des Stadtrats das Autonome Jugendzentrum dem Erdboden gleich gemacht. Vor dem damaligen Warenhaus Ober wurde das Auto von Rózsa und seinem Kollegen gestoppt. Der Taxifahrer Bruno Schöffel beobachtete, wie zehn bis zwölf Beamte in Kampfmontur ausstiegen, Rózsa aus dem Wagen rissen. «Der Fahrer stieg aus, rannte vorwärts und trat mit dem Stiefel Klaus Rózsa an den Kopf. Ich schlief schlecht in jener Nacht ... Ich wusste nicht, was ich machen soll ... In der Zeitung hiess es, es gäbe keine Zeugen. Daraufhin entschloss ich mich auszusagen» (aus Film).

Drei Stadtpolizisten wurden verurteilt. Zu einer bedingten Gefängnisstrafe. Rózsa selbst weiss nicht mehr, was vor dem Modehaus passierte. Er hatte keine Zeit, Angst zu bekommen, fiel schnell in schützende Ohnmacht und, so gibt er 2017 an, erwachte erst in einer Zelle im Kripogebäude wieder. «Als ich dort abgeholt wurde», setzt die Erinnerung wieder ein, «kamen mir zwei Polizisten entgegen. Der eine sagte zu mir: ‹Das nächste Mal gebe ich Gas und überfahre dich!› – Dann sagte der andere Polizist zu ihm: ‹Du kannst ihm doch gleich die Kugel geben. Es wäre nicht schade um ihn!›» Späte Erinnerungen, für die es keine Zeugen, nur Befangene gibt.

80er Unruhen («Staatenlos», Erich Schmid)

«Das waren raue Zeiten»

Das waren andere Zeiten, erinnert sich Richard Wolff von der Alternativen Liste bei meinem Besuch im Amtshaus 1. «Raue Zeiten», sagt er im Juni 2017. Und meint die Zeiten in den Achtzigerjahren. Für Klaus Rózsa wird es am 4. Juli 2008, da war Wolff noch nicht Stadtrat, noch einmal rau. «Die Polizei löste damals eine Besetzung des alten, ungenutzten Stadions Hardturm in Zürich auf. Rózsa fotografierte und wurde von zwei Polizisten unsanft festgenommen.» Schreibt die Neue Zürcher Zeitung am 26. August 2013. Er empfindet die Polizisten als besonders aggressiv. «Ich habe noch nie in meinem Leben, weder vorher noch nachher, das Gefühl gehabt, ich sterbe», erzählt Klaus Rózsa 2017 bei Apfelstrudel und Mineral. «Die Polizisten sind rennend hergekommen, zwei davon haben Gummigeschosse herumgeschossen, die anderen beiden haben sofort auf die Leute eingeschlagen. Ich habe aus relativ grosser Distanz angefangen zu fotografieren.» Beschreibt er die Situation in «Staatenlos». «Die Jungen haben versucht, das Gittertor zuzumachen, und die Polizisten haben versucht, das zu verhindern. Einer rannte auf mich zu und sagte: ‹Rózsa, du Arschloch, da wird nicht fotografiert!›, griff an meine Kamera und versuchte, sie zu Boden zu schlagen. Ich zog mich zurück. Unmittelbar vor dem Auto wurde ich von hinten zu Boden gerissen. Ich konnte die Kamera, während ich fiel, gerade noch Susann übergeben.» Susann Wach Rózsa fotografierte, während die Polizisten weitermachten und er sie anschrie, mit Worten, die vermutlich nicht im Duden stehen. «Ein Beamter würgte ihn mit dem Ellbogen», berichtet seine Frau. «Sie machten ihm die ‹Brennnessel›, und ich schrie: ‹Lasst ihn los, er kommt in den Spital!›»

Zürich-Hardturm, 4. Juli 2008 (Klaus Rózsa)

 

Rózsa klagt gegen die Polizisten – wegen Körperverletzung. Die Polizisten gegen ihn – wegen Ehrverletzung. Die Gerichtsverfahren, vom Bezirksgericht übers Obergericht zum Bundesgericht und zurück, dauern acht Jahre. Am Ende wird Klaus Rózsa wegen übler Nachrede und Polizistenbeschimpfung verurteilt, die Polizisten werden, wie meistens, freigesprochen. Amtsmissbrauch und Körperverletzung sind danach definitiv verjährt. Bemerkenswert, wie unterschiedlich die verschiedenen Gerichtsinstanzen das Geschehen beurteilen. 2013 schätzt das Zürcher Obergericht die Festnahme Rózsas als nicht gerechtfertigt ein. «Ein gewisser Widerstand in der damaligen Situation könne dem Fotografen nicht zur Last gelegt werden. Polizisten müssten sich gefallen lassen, dass ihre Arbeit gefilmt und fotografiert werde.» Protokolliert die NZZ am 26.8.2013. Rózsa, fasst der Tagesanzeiger die Argumentation des Obergerichts zusammen, habe «niemanden behindert», vielmehr in dieser Situation sogar «ein ‹Widerstandsrecht› gehabt». Das kümmert das Bezirksgericht 2015 nicht: «Es gehe nicht darum», so der Tagesanzeiger, «was ein Gericht nachträglich feststelle, sondern wie die Beamten vor Ort die Lage einschätzten.» Eine bemerkenswerte Aussage in einem Rechtsstaat – polizeiliches Ermessen vor rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren.

Zürich-Hardturm, 4. Juli 2088 (Susann Wach)

 

Wenn alle Regeln nicht mehr gelten

«Man hat Klaus Rózsa als Augenzeugen von unverhältnismässiger Polizeigewalt kriminalisiert. Sollte sich dieser Trend zuspitzen, geht unsere Gesellschaft in diesem Bereich wieder in Richtung Polizeistaat, wie er während der Jugendunruhen der 80er Jahre existierte.» Kommentiert Erich Schmid am 11. Juni 2012 auf Infosperber. Franz Schumacher fühlt sich im Film an eben jene Achtzigerjahre erinnert, wenn er erfahre, «wie eine Diktatur errichtet wird oder zu Fall kommt, in Griechenland oder in Chile oder wo auch immer… Dann verstehe ich auch, dass solche Dinge geschehen. Wie dies funktioniert. Wie plötzlich alle Regeln nicht mehr gelten. Das heisst für mich, dass die Menschen offenbar so funktionieren, dass ein grosser Teil sich sofort damit abfindet. Und so funktionieren totalitäre Staaten. Wir sind das ja nicht. Aber in solchen Situationen bekommt man den Geschmack, das Gefühl, den Geruch, was es bedeutet, in einem totalitären Staat zu leben.»

Nach jenem 4. Juli 2008 hat Rózsa Angst, was er früher so nicht kannte. «Ich konnte nicht mehr in Zürich bleiben. Es war unmöglich, mich in Zürich zu bewegen. Ich bekam Schweissausbrüche, Angstzustände, wenn ich einen Zürcher Polizisten bloss von Weitem sah.» Der Sohn von Ungarnflüchtlingen war mit seiner Frau schon vorher nach Budapest geflohen. Die Szene neben dem Hardturmstadion war gewissermassen das erste, was sie, neuerdings als Tourist_innen, in Zürich erlebten. «Wenn du hier auf der Strasse gehst», in Budapest meint der Zürich-Geschädigte, «siehst du in einem Tag nicht so viele Polizisten wie in Zürich in einer Viertelstunde.» Fast will ich patriotisch werden, Zürich gegen Orbáns Ungarn verteidigen. Was Schumacher über das Zürich der Achtzigerjahre sagt, gilt nicht für das Zürich 2017. Aber ich war noch nie in Budapest, was könnte ich dem ungarisch-schweizerischen Doppelbürger Rózsa, der inzwischen wieder häufiger in der Schweiz ist als im ungarischen Exil, auch wegen des Films, was könnte ich ihm entgegenhalten? Zum Glück lässt Erich Schmid, als Kontrapunkt zum fast schon begeisterten Ungaren Rózsa, die Garde der rechtsradikalen Jobbik, der drittstärksten Partei im Parlament, durchs Bild marschieren, dass es einem unheimlich wird.

Traumatische Zeiten

In Budapest diagnostiziert eine Notfallpsychiaterin eine «post-traumatische Störung» und will gar nicht glauben, dass die Fotos vom Hardturm, die ihr Klaus Rózsa zeigt, Zürcher Realität abbilden. «So etwas gibt es in Zürich nicht.» Ist die Frau überzeugt, die bis dahin nur das «Reiseland Schweiz» gekannt haben wird. In einem Trauma sieht auch Filmer Erich Schmid Gründe für die vielen Konfrontationen Rózsas mit der Staatsgewalt. «Die Psychologie spricht bei traumatisierten Menschen vom sogenannten Wiederholungszwang», schreibt er im Pressedossier zum Film. «Erlebtes Unrecht wird immer wieder neu erlebt, um es zu korrigieren. Bei Klaus ist die Rede vom erlebten Unrecht der ganzen Familie, das er von den Eltern mitbekommen hatte, und dem selbst erlebten in früher Kindheit.»

Franz Schumacher denkt nach einer Begegnung mit Rózsas Vater, dem Überlebenden von Auschwitz – «ein kleiner gebeugter Mann, wahnsinnig ängstlich wirkte er» –, «dass sich Klaus anstelle seines Vaters gegen die Willkür besonders engagiert. Der totalitäre Teil des Staates, den jeder Staat ein Stück weit in sich hat – der machte ihn rasend. Das hat damit zu tun, dass er gezeichnet war durch das Schicksal eines jüdischen Menschen im deutschen Konzentrationslager» (Zitat aus Film). Das heisst, das durch das Trauma des Vaters mitgeprägte Kind, kämpft, erwachsen geworden, den Kampf, den der Vater nicht gekämpft hat – bei jeder Gelegenheit.

Klaus Rózsa mit seinem Vater Egon Rózsa, in den Sechzigerjahren, in Zürich («Staatenlos», Erich Schmid)

Was hätte dein Vater gemacht, wenn er beim Hardturm im Auto gesessen hätte? Will ich wissen. «Nichts wie weg!» Rózsa antwortet ohne zu zögern. Bestätigt, der Vater sei «das Gegenteil von mir. Meine Mutter war wie ich. Dieses Aufbrausende, das Vehemente, vielleicht auch Rechthaberische – das habe ich von meiner Mutter, die aber sehr früh gestorben ist. Mein Vater war der harmoniebedürftigste, netteste, freundlichste, humorvollste Mensch, den man sich vorstellen kann. Nu nie Lämpe ha. Mit niemandem.» Klaus Rózsa ist anders als sein Vater. Das «Rózsa! Uswiis!» – das Thierry Frochaux über seine Filmbesprechung im P.S. setzt und auch Koni Loepfe im Kopf hängen geblieben ist – reizt ihn, polizeilichen Wegweisungen widersetzt er sich chronisch. «Ich bleibe stehen», imitiert er grinsend die Stimme eines trotzigen Kindes. «Es ist mein gutes Recht, da zu stehen.» Und verweist auf die erstrittenen Bundesgerichtsurteile.

«Diese Unrechtserfahrungen führten sozusagen seine Kamera immer wieder ganz nah an die Polizeiübergriffe heran, näher als andere Fotografen, die sich, etwa bei Krawallen, jeweils soweit wie möglich von Klaus entfernten, weil, wie ein Berufskollege es einmal ausdrückte, ‹die Gummigeschosse und das Tränengas immer dorthin flogen, wo Klaus stand›.» Schreibt Erich Schmid, der Klaus Rózsa einen Freund, seinen Film einen subjektiven Autorenfilm nennt. «Damit ist deklariert, dass die Wahrheit des Films meine Wahrheit ist, dass die Person, deren Geschichte ich darstelle, die Person ist, wie ich sie sehe und dass die Gesellschaft, die sich darin reflektiert, jene gesellschaftlichen Aspekte berühren, die mich beschäftigen.» Das hat auch der Journalist Björn Hayer von der NZZ– deren Lokalteil noch nie durch besonders polizeikritische Einlassungen aufgefallen ist – bemerkt. Der Filmer, schreibt er, ergreife «in seiner Schilderung eindeutig Partei für den umstrittenen Aktivisten», um dann – für das von uns damals als «alte Tante» verspottete Blatt überraschend – festzustellen: «Allerdings scheint dessen Causa auch derart skandalös, dass eine Ehrenrettung des Fotografen wohl als längst überfällig bezeichnet werden muss.» Eine offizielle Antwort auf Erich Schmids Forderung nach «Wiedergutmachung für die Nichteinbürgerung von Klaus Rózsa» steht noch aus.

Provokationen und Prügel

Klaus Rózsa lässt sich provozieren und provoziert. Immer wieder bin ich beim Schreiben dieses Textes mit Hinweisen auf seinen Anteil am Erlittenen, auf Ausfälligkeiten von seiner Seite konfrontiert. Zum Beispiel, wenn er irgendwo Antisemitismus wittert. Seit seiner ersten Reise nach Israel ist der «überzeugte Atheist» ein «knallharter Verteidiger Israels» (Rózsa über Rózsa). «Täglich verbringe ich rund zwei Stunden auf Facebook. Wenn ich Einträge von linken Antisemiten und Palästina-Verherrlichern entdecke, dann reagiere ich sofort.» Und das nicht immer freundlich, sondern einigermassen gnadenlos – auch gegenüber Befreundeten oder politisch durchaus Gleichgesinnten. «Ja, ja, ich bin ein impulsiver Mensch. Manchmal entschuldige ich mich im Nachhinein, wenn ich jemanden zu sehr heruntergeputzt habe.» Erzählt er im Magazin vom 17. September 2016 in der Rubrik Ein Tag im Leben von. «Natürlich gibt es Dinge, die man an Israel kritisieren kann. Allerdings nicht so viele wie an der Schweiz! Ich bekomme jedes Mal Lämpe, wenn ich sage, die Schweiz sei kein Rechtsstaat.» Wahrscheinlich, sicher würde auch ich mit ihm streiten – aus inhaltlichen Gründen, wegen seines teilweise aggressiven Gestus. Trotzdem irritieren mich die Verweise auf seine «Art», die Mitschuld an dem, was ihm zugestossen, suggerieren. Zwar wird die Legitimation polizeilicher Prügel umgehend dementiert, aber der Verweis wird in diesem Kontext gemacht. Muss ein aufbrausender, ein ausfälliger Mensch mit staatlichen Prügeln rechnen? Ist die Vorstellung entlastend, der Verprügelte habe die Prügel provoziert, hätte sie, alles in eigener Hand, auch verhindern können?

Perspektivenwechsel. Ich melde mich am Empfang des Amtshauses 1, zu einem vereinbarten Gespräch mit Stadtrat Richard Wolff, den ich seit jenen Achtzigerjahren nicht mehr gesehen, aber natürlich gewählt hätte und wieder wählen würde, wenn ich in der Stadt Zürich stimmberechtigt wäre. Für das von ihm mit-herausgegebene Buch «Zürich ohne Grenzen» habe ich damals einen Beitrag mit dem Titel «Alternativen in den goldenen Klauen der Institutionen» geschrieben. Der persönliche Mitarbeiter des Vorstehers des Sicherheitsdepartementes holt mich ab. Macht mich auf die kürzlich restaurierten Fresken von Augusto Giacometti in der Eingangshalle aufmerksam. Kunst am Bau. Als wir im Lift sind, poltert eine Gruppe von Uniformierten die Treppe hinunter. In Vollmontur. Nicht in der vertrauten Demo-Ausrüstung, sondern mit kugelsicheren Westen und Maschinenpistolen, soweit ich das in der Kürze richtig sehe. Erinnerungen an Sondertruppen, Spezialeinheiten in Krimis. Der Mitarbeiter murmelt, da müsse etwas Grösseres los sein, das sähen auch sie nicht alle Tage. Zeiten des Terrors. Geht es mir reflexartig durch den Kopf. Ein bewaffneter Raubüberfall im Niederdorf. Werde ich später belehrt. Die Vorwürfe an die Polizei, denke ich, wären heute andere als damals. Nicht zu viel, sondern zu wenig polizeiliche Präsenz und Härte, würden sie parteiübergreifend, fast unisono kritisieren. «Wenn etwas passiert», bestätigt mir der Stadtrat diese Vermutung, «heisst es schnell einmal, wir hätten alles falsch gemacht.»

Richard Wolff, Stadtrat «Alternative Liste» und Sicherheitsvorsteher der Stadt Zürich

Der Sicherheitsvorstand und der Polizistenschreck

Seit 2013 gehört Richard Wolff zu diesem «Wir», wir von der Polizei. Damals ist der Gemeinderat der Alternativen Liste in den Zürcher Stadtrat gewählt worden. Er ist für keinen der polizeilichen Übergriffe gegenüber Klaus Rózsa verantwortlich, mit dem er in Achtzigerjahren noch nach Wien fuhr, um im Café Schwarzenberg die österreichischen Medien über das Projekt Kanzlei und dessen Gefährdung zu informieren. Und er weiss: «Der Klaus ist halt immer mit dem Fotoapparat zuvorderst gewesen und hat Dinge dokumentiert, die die Polizei nicht dokumentiert haben wollte. Dadurch ist er automatisch ein Feindbild der Polizei gewesen.» Darf man die Arbeit der Polizei dokumentieren, auch wenn sie dabei ist, Leute zusammenzuschlagen? «Grundsätzlich ja, das ist Pressefreiheit.» Hält er fest, um dann zu betonen, dass auch der Polizist «Persönlichkeits- und Schutzrechte» habe. Der Polizist, der natürlich auch eine Polizistin sein kann, dürfe auf Fotos nicht erkennbar sein. Und Rózsa sei ihnen «sehr, sehr nahe gekommen». Nun können ja Polizistinnen und Polizisten ganz generell mit Leuten zu tun haben, die sie – was ich Klaus Rózsa nicht unterstellen möchte – massiv provozieren, sie beschimpfen oder gar bedrohen, trotzdem – müssten sie aufgrund ihrer professionellen Ausbildung nicht in der Lage sein, so eine Situation zu beruhigen, ohne diese Leute zusammenzuschlagen? «Auf jeden Fall. Das muss so sein. Das ist heute auch so. Das lernen die Polizisten, und das können sie auch.»

Würdest du sagen, so etwas wie beim Hardturm 2008 könnte nicht mehr passieren? «Nie mehr? Das wäre eine gewagte Behauptung. Aber man muss schon das Klima sehen, das damals geherrscht hat und das heute nicht herrscht. Aber sicher sein, dass nie ein Fehler passiert, kann ich nicht. Fehler passieren immer wieder – die Frage ist, wie man damit umgeht.» Es werde viel Schulung betrieben, viel Psychologie. Im Rahmen des Programms «Einsatzkompetenz» würden Polizist_innen in gestellten Situationen mit Schauspieler_innen trainieren, Situationen, «in denen du bis aufs Blut gereizt wirst. Damit lernen sie umzugehen, und das funktioniert auch in 99% der Fälle. Dann, glaube ich, bleibt ein Rest, da wird man auf das Urmenschliche zurückgeworfen, da wirst du so aufs Blut geärgert, dass du wirklich wütend wirst – wie der Zidane. [Der französische Starspieler Zinédine Zidane musste im WM-Final 2006 in Berlin, in seinem letzten Spiel als Profifussballer, den Platz vorzeitig verlassen, nachdem er den Italiener Marco Materazzi mit einer Kopfattacke zu Boden geworfen hatte.] Aber auch in einer solchen Situation wird sich ein Polizist nicht provozieren lassen.» Weiss der Vorsteher des Sicherheitsdepartementes.

Die beiden, Wolff und Rózsa, sind nach teilweise gemeinsamer Vergangenheit ungleiche Wege gegangen. Der eine wird als «Polizistenschreck» (Thierry Frochaux) mehrfach verprügelt und verletzt, bleibt wegen drei Mal verweigerter Einbürgerung während Jahrzehnten staatenlos, verlässt schliesslich, zumindest vorübergehend, das Land, in dem seine Familie Zuflucht gesucht, in dem er aufgewachsen ist und sich in verschiedenster Form politisch engagiert hat. Der andere wird nach Tätigkeiten bei verschiedenen NGO-Organisationen als Stadtentwicklungsforscher und –berater Sicherheitsvorsteher der grössten Stadt der Schweiz.

Der eine, Wolff, weiss – die Polizei von 2017 ist nicht die Polizei von 1980 (oder 2008?), das Image der Polizei, die damals von der «Bewegung» als «Trachtengruppe Urania» apostrophiert wurde, ist besser geworden. «Wenn du die Bevölkerungsbefragungen anschaust – unglaublich. 35 Jahre haben wir gebraucht, um alles, was in den Achtzigerjahren schief gelaufen ist, wieder gerade zu biegen. Die Leute, die jetzt an der Macht sind, an den Schalthebeln, die erfahrenen grauhaarigen Männer und die paar Frauen, die sind ja mit einer Art Grundmisstrauen sozialisiert worden. Damals hat es einen mainstream gegeben, der sehr kritisch gegenüber der Polizei gewesen ist. Ich glaube, in den Achtzigerjahren hat man viele Fehler gemacht, nicht einmal in erster Linie die Polizei, sondern die Politik. Die Polizei musste den Kopf hinhalten für die Politik, die nicht immer gut agiert hat. Das Grundmalaise war ein politisches, nicht ein polizeiliches.» Sozialarbeiterinnen und Jugendarbeiter, Frauenhäuser und Männerberatungsstellen haben heute kaum mehr Berührungsängste und arbeiten einigermassen einvernehmlich mit der Polizei zusammen. Ein gutes Zeichen? Ist die Polizei unter meist linksgrüner «Führung» eine andere oder sind die anderen unkritischer gegenüber der Staatsgewalt geworden? Weil sie sich in Zeiten des Terrors nach mehr Sicherheit sehnen, auch um den Preis von mehr Repression und Überwachung?

Der andere, Rózsa, hält die Polizei noch immer für eine «potenziell gewalttätige Vereinigung». «Warum sage ich das so absolut – erstens aufgrund dieser jahrzehntelangen Erfahrungen; zweitens weil es überhaupt keine Rolle spielt, wer Polizeichef ist.» Der eine, Wolff, glaubt an den Rechtsstaat. Sonst könnte er das nicht machen. «Ich glaube, wir haben einen guten Staat, aber natürlich macht auch der Fehler.» Der andere, Rózsa, hat den traumatisierten Blick des Geschlagenen und Bedrohten. Der eine, Wolff, stellt sich, wie jeder gute Chef, vor seine Mitarbeitenden und würde sie höchstens intern kritisieren.

Wer wäre ich mit der Geschichte des einen oder des anderen geworden? Wie würde ich heute in der Rolle des einen beziehungsweise des anderen reden und handeln?

Heiden ist nicht Zürich ist überall

«Wo sind all die anständigen Polizisten», will der andere, Rózsa, wissen, «wenn sie immer von den paar wenigen schwarzen Schafen reden – wieso wird dann nie einer von denen entlassen.» Einer von denen, die an Übergriffen beteiligt sind. «Es gibt kein Beispiel dafür, dass ein Polizist einen anderen bremst und sagt: ‹Geht’s noch! Hör‘ auf!›» Auch vor Gericht würden sie sich gegenseitig decken. Immer. Kameradschaftsgeist? Korpsgeist? Wer müsste heute eher eine neue Stelle suchen – der Polizist, der die Kollegin kritisiert, vielleicht sogar bei vorgesetzter Stelle meldet, oder jener, der kräftig zugegriffen hat?

Was würde er, wäre er der für die Polizei zuständige Stadtrat, was er nie sein wird, was würde er tun, frage ich Klaus Rózsa. «Du kannst die Polizei nicht von einem Tag auf den anderen abrüsten in Zürich, das würde wahrscheinlich eine Katastrophe werden. Man sollte es langsam versuchen. Zum Beispiel keine Polizisten in Vollmontur bei (Nach-)Demonstrationen am 1. Mai. Polizisten in normaler Uniform, ohne Helm, ohne Kampfausrüstung, keine Gummigeschosse. Viel, viel mehr Zurückhaltung, aber das braucht 10, 20 Jahre in Zürich, weil die sich daran gewöhnt haben, dass sie immer grad einfahren, als sei die Demokratie in Gefahr, als gäbe es grad eine Revolution, wenn sie jetzt nicht kommen würden. Weg von diesem martialischen Auftreten, die Relationen wahren und anerkennen, dass Demonstrationen Platz haben müssen. Das ist das Recht auf Meinungsäusserung, kein Recht auf Sachbeschädigung, und das gehört in die Demokratie.» Sagt der Fotograf und Aktivist. Und will es als gut gemeinte Tipps für den Stadtrat, für den Richi, verstanden wissen. Der hält zum Stichwort Gummigeschosse fest: «Gummigeschosse gibt es bei uns nicht. Das ist Gummischrot. Es ist bei Ausschreitungen, also im sogenannt unfriedlichen Ordnungsdienst, eben wichtig, Distanz zum Gegenüber zu halten. Damit es nicht zum Nahkampf kommt mit Schlagstöcken, sprich ‹Mann gegen Mann›. Für die Sicherheit der Polizisten ist das wichtig. Gummischrot ist das letzte Mittel, und es muss mit einer Mindestdistanz eingesetzt werden, der Einsatz muss verhältnismässig sein.» Hält der Stadtrat von der Alternativen Liste fest. Jene, die, damals, ein Auge verloren haben, wird es nicht trösten.

Sehen die Besucherinnen und Besucher des Kinos Rosental im Film «Staatenlos – Klaus Rózsa, Fotograf» ein längst vergangenes oder ein jederzeit mögliches Zürich? «Bei uns hätte es das nicht gegeben.» Sagt eine Frau im Publikum, sagt es bestimmt. Was meint sie damit? Dass Fotografinnen Polizisten so nahe kommen, dass die nervös werden? Dass Polizistinnen Pressefotografen spitalreif schlagen? Dass Gerichte polizeiliche Übergriffe nicht verurteilen? Dass Polizistinnen Kollegen decken, die geprügelt haben? Das erfahre ich nicht mehr. Der Bus, der mich westwärts und noch rechtzeitig nach Zürich zurück bringt, fährt, bevor die Diskussion in Heiden so richtig beginnt. Das gäbe es bei uns nicht. Ist Zürich doch nicht überall, wie ein Freund und ich damals als Titel über ein Buch zu den Zürcher Unruhen schrieben: «Paranoia-City oder Zürich ist überall»?

 

Neuerscheinung | Verheerende Bilanz

Klaus Rózsa, Jahrgang 1954, und Wolfgang Seibert, Jahrgang 1947, vereint eine aktivistische, linksradikale und jüdische Biografie, die immer wieder von Zweifeln an und Brüchen mit der Linken geprägt war und es bis heute ist. Aktiv waren sie u.a. in militanten, antiimperialistischen und antizionistischen Zusammenhängen und haben dabei auch Positionen vertreten, die sie heute vehement kritisieren. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten und ausgelöst u.a. durch Aktionen militanter Gruppen distanzierten sie sich von diesen und setzten sich kritisch in Bezug zum Weltbild des Antiimperialismus. Nichtsdestotrotz definieren sie sich heutzutage als linksradikal und aktivistisch und sind in zahlreichen Initiativen aktiv. Ihre politischen Analysen der Gegenwart beruhen auch auf ihren biografischen Erfahrungen mit verschiedenen Formen des Antisemitismus inner- und außerhalb der Linken. Dazu gehören nicht zuletzt Reflexionen über die eigenen Familiengeschichten.

Auf der Grundlage einer Reihe von Veranstaltungen, Interviews und Gesprächen entstand eine Textmontage, die eine Vielzahl von Themen und zugehörigen Geschichten beinhaltet. Sie bildet einen mehrere Generationen übergreifenden Austausch biografischer Erfahrungen ab. Kontextualisiert und ergänzt durch einen einleitenden Essay werden in Verheerende Bilanz zudem beispielhafte wie anschauliche Einblicke in Genese und Kritik dichotomer Weltbilder wie das des Antiimperialismus geliefert.

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Sonntag 5. Februar 2017  11:00-12:00 - DOPPELPUNKT.   Die legendärste Talkshow der Schweiz. Mit Roger Schawinski und Miklós Klaus Rózsa

STAATENLOS - KLAUS RÓZSA, FOTOGRAF - AM FILMFESTIVAL SOLOTHURN

Programm der 52. Solothurner Filmtage 2017  19. –– 26. Januar 2017 

Staatenlos – Klaus Rózsa, Fotograf

Erich Schmid | 2017 | Pan Doc | Doc 96' | Orig

 

Freitag 20.1.2017               09:30 | Capitol

Montag 23.1.2017              11:30 | Konzertsaal

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STAATENLOS – KLAUS RÓZSA, FOTOGRAF

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Klaus Rózsa, Fotograf: Budapest – Zürich retour

Klaus Rózsa, Fotograf: Budapest – Zürich retour

Jürgmeier / 15. Jul 2017 - «Der hat viel durchgemacht», sagt der Sicherheitsvorsteher über den «Polizistenschreck», dem Polizisten schon mal Angst machen.

In Winterthur beginnt eine mir unvertraute Welt. Fast steige ich, Hauptsache ostwärts, in den Zug nach Romanshorn. Überall Grüppchen von Männern und Frauen in Kleidern, die der Fremdenführer chinesischen Touristinnen begeistert als typisch einheimische Trachten – es soll in der Schweiz rund 700 verschiedene davon geben – schildern würde. Sie sind auf dem Heimweg vom Eidgenössischen Jodlerfest, dieses Jahr in Brig-Glis. Schliesslich sitze ich doch noch in einem Wagen nach St. Gallen, wo eines dieser Trachtengrüppchen mit mir im Bus nach Heiden Platz nimmt. Zum Glück sind sie zu müde für einen eidgenössischen Abgesang.

Prügelnde Polizisten und Steinewerfer in Heiden

Als ich in Heiden, gegenüber der Kirche mit der Türinschrift «Zur Ehre Gottes» aussteige, sitzen schon keine Männer mit roten Chutteli, weissen Hemden, schwarzen Hosen und weissen Wollsöckli mit luftigen Löchern, keine Frauen mit weissen Puffärmeln, blaugrünen Röcken und schwarzen Spitzenhäubchen mehr im Bus. Sie wollen den Film nicht sehen, den der stellvertretende Landammann Matthias Weishaupt, der rote Direktor des Departementes Gesundheit und Soziales mit Appenzeller Ohrringli ins Kino Rosental geholt hat.

 

 

 

 

Der Film «Staatenlos – Klaus Rózsa, Fotograf» von Erich Schmid ist demnächst zu sehen in:

21. Juli 2017, 21.00h, Kino Koch, Kochareal, Zürich

24. August 2017, Museum Strauhof (mit Diskussion)

Die DVD erscheint im Herbst 2017.

 

 

An diesem warmen Juni-Abend des Jahres 2017 flimmern Bilder von prügelnden Polizisten und Steine Werfenden aus dem fernen Zürich der Achtzigerjahre über die Leinwand des 1935, «mitten in der Wirtschaftskrise und gegen den Widerstand der Gemeindeverantwortlichen» (Website Kino Rosental) eröffneten «Lichtspieltheaters». Die im Saal anwesenden Heidenerinnen und Heidener werden sich kaum an das Geschwisterpaar erinnern, das zu Beginn des Films «Staatenlos – Klaus Rózsa, Fotograf» von russischen Soldaten in einen Budapester Luftschutzkeller hinuntergetragen wird. Das war 1956, dem Jahr des ungarischen Aufstands und dessen Niederschlagung durch sowjetische Truppen.

«Das war für die Eltern eine schreckliche Situation, weil sie als Juden schon den 2. Weltkrieg erlebt haben», erzählt Olga Majumder-Rózsa, die ältere Schwester von Klaus Rózsa, in Erich Schmids Film, den die Weltwoche «ein brennendes Zeitdokument» nennt. «Vor allem für uns Kinder wollten sie nicht, dass wir nochmals etwas Ähnliches erleben, wie sie es erlebt haben. Da beschlossen sie, das Land zu verlassen.» Flüchteten in die Schweiz, wo der zweijährige Klaus und die vierjährige Olga «für längere Zeit in ein jüdisches Kinderheim» kamen, das Kinderheim Wartmann in Heiden, im Film fälschlicherweise Waldheim genannt. Darauf weist Regisseur Erich Schmid selber hin, bevor der Projektor die Bilder der Familie Rózsa an die Wand wirft, die in der Schweiz – obwohl, Kalter Krieg, in der richtigen Richtung geflohen – nicht überall willkommen war.

Olga und Klaus Rózsa 2013 am Gedenkmarsch für den Schweizer Konsul Carl Lutz, der im 2. Weltkrieg 62'000 Juden mit fingierten Schutzbriefen das Leben rettete («Staatenlos», Erich Schmid)

 

Die laute, die aggressive, die verzweifelte Stimme

Klaus Rózsa – das ist für mich vor allem die Erinnerung an eine Stimme, eine laute und aggressive Stimme. Die einem Mann mit einem Fotoapparat gehörte, der sich häufig zuvorderst, in diesem «Niemandsland» zwischen den als «Chaoten» Diffamierten und den als «Bullen» Beschimpften, bewegte. Vor allem in den Jahren der «Bewegig», die 1980/81 mit ihren Slogans «Freie Sicht aufs Mittelmeer» und «Keine Macht für niemand» sowie durch die mehrmals in Scherben gelegte Zürcher Bahnhofstrasse europaweit bekannt wurde.

Der Film von Erich Schmid – den ich erstmals im Kino Uto in Zürich sehe – verändert, erweitert mein Bild von diesem Mann, in dessen Biografie sich ein Stück Geschichte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts spiegelt, die in den Dreissigerjahren und deren Folgen wurzelt. «1956 aus Ungarn geflüchtet, war Klaus Rózsa 40 Jahre lang aus politischen Gründen staatenlos. Die Polizei verfolgte ihn als Gewerkschafter, Ausländer, linken Journalisten und verdeckt auch als Juden. Ein Biopic zur Pressefreiheit im Zusammenhang mit den politischen Bewegungen der letzten Jahrzehnte in der Schweiz.» Schreibt der Regisseur über seinen Hauptdarsteller, der mit einem Vater aufgewachsen ist, der aus Auschwitz zurückkam, der als Kleinkind durch Europa in die Schweiz flüchtete, dessen Mutter früh starb, der auf Zürichs Strassen immer wieder von der Polizei verprügelt wurde, der nach drei abgewiesenen Einbürgerungsgesuchen den roten Pass erst durch Heirat mit einer Schweizerin bekam.

Nachdem ich das «Lehrstück über die Tragfähigkeit, Fehlbarkeit und Belastbarkeit des Rechtsstaates» (Björn Hayer in der Neuen Zürcher Zeitung) gesehen habe, höre ich in dieser Stimme auch so etwas wie Verzweiflung. «Durchaus», sagt der Mann mit der Stimme, die auch anders kann, «Verzweiflung darüber, dass mich schon wieder ein Polizist ‹anhaut› und sagt, ich solle ‹verreise›. Dann rufe ich aus: Ich ‹verreise› nicht, ich bleibe da, ich habe das Recht! Meine laute Stimme ist die einzige Waffe, die ich habe.» Nach dem Besuch des Films «Staatenlos», sagt der Stadtrat und Sicherheitsvorsteher Richard Wolff – den ich fälschlicherweise als Polizeichef bezeichnen will –, habe er gedacht: «Krass, was Klaus Rózsa in seinem Leben alles passiert ist. Beeindruckend, dass er sich nie hat einschüchtern lassen.»

Das Opfer, das keines sein will und Kuchen isst

«Ich fühle mich nicht als Opfer», betont Klaus Rózsa, als ich ihn im Café Motta, das einst das Gran Café war, am Limmatquai treffe. In der Nähe der Grossmünsterterrasse, wo Polizisten damals auch mich, trotz Presseausweis, wegwiesen, «wir kennen Sie, Meier!» brüllten und Gewehrläufe auf mich richteten, weil ihre Kollegen unten vor dem Helmhaus einen jungen Mann unsanft übers Tramgeleise schleiften. Ich verzog mich Richtung Hirschenplatz, Gummigeschosse prallten an meinem Rücken ab. Eines dieser schwarzen, rund drei Zentimeter langen, sechskantigen Dinger – die heute als Schrot bezeichnet werden – stand noch jahrelang in meinem Büchergestell. Er wolle nicht als Opfer dargestellt werden. Auch wenn alles, was der Film zeige, passiert sei, und noch viel mehr – «ich bin ja nicht ausgeflippt oder in der Droge gelandet wie viele». Er habe immer auch Solidarität gespürt, sei von seinem (politischen) Umfeld getragen worden, er selbst sei «relativ gut damit umgegangen», findet er und beisst genussvoll in den Apfelstrudel, den er sich bestellt hat. «Ich bin ein Lebemann, du siehst, ich esse Kuchen und trinke; hätte ich keinen Kuchen, ich hätte einen Aperol Spritz genommen oder ein Glas Sekt.»

Klaus Rózsa, 2017 (Selfie)

Klaus Rózsa bekam nicht nur Schläge, er hatte auch Erfolg. «Als Präsident der Schweizer Journalisten-Gewerkschaft, als Mitglied des Schweizer Presserats und Präsident des Zürcher Gewerkschaftsbundes», heisst es im Film, habe er «jahrelang dafür gekämpft, dass Fotografen bei Polizeieinsätzen nicht mehr behindert werden» dürfen, sondern das Recht haben, die Polizei bei der Arbeit zu fotografieren und zu filmen. «Das hat Klaus durchgesetzt.» Anerkennt der ehemalige Präsident der Sozialdemokratischen Partei der Stadt Zürich Koni Loepfe. Heute dürfte unser Plakat für das sogenannte Zürcher Tribunal1981 nicht mehr verboten werden. Text: «Bewegung ist gesund, aber wer gesund lebt, lebt gefährlich.» Das Bild zeige, so die Stadtpolizei Zürich damals in ihrer Ablehnungsbegründung, «eine Verhaftszene anlässlich eines ordnungsdienstlichen Einsatzes von Polizeikräften», das heisst fünf Polizisten, die einen Demonstranten packen und wegschleppen. «Gemäss Hinweis im ‹Eisbrecher› vom 17. Januar 1981», schrieb die Stadtpolizei weiter, «soll in diesem ‹Tribunal› u.a. öffentlich die ‹Gewalt der Polizei› und ‹die Justizrepression› dokumentiert werden. Auf Grund der Erfahrungen mit Veranstaltungen im Zusammenhang mit der sogenannten Zürcher Bewegung besteht jedoch die Gefahr, dass an diesen Veranstaltungen die Besucher in unsachlicher Art und Weise emotional aufgeladen werden und sich im Anschluss daran unbewilligte Demonstrationszüge durch die Stadt mit entsprechenden Sachbeschädigungen ereignen können.»

Bei der Polizei werden sie keine Freude am Bundesgericht gehabt haben, das Klaus Rózsa mehrmals recht gibt. Sichtwechsel. Aus einem alten Schulungsfilm der Stadtpolizei Zürich, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig: «Rücksichtslose Fotografen strapazierten die angespannten Nerven der eingesetzten Beamten zusätzlich, indem sie mit Nahaufnahmen förmlich ihre Gedanken zu ergründen versuchten und ihnen mit Mikrophonen vor dem Gesicht herumfuchtelten. Die Beamten liessen sich aber keineswegs aus der Ruhe bringen.» Das wird nicht nur Klaus Rózsa anders erlebt haben. Seine Hartnäckigkeit und Sturheit auf der Strasse sowie vor Gericht mögen Gründe für die Attacken aus Polizeikreisen sein, die nicht anders als gezielt genannt werden können. «Klaus war der Unerschrockenste und hat ununterbrochen Übergriffe der Polizei fotografiert», gibt sein Anwalt, der ehemalige SP-Kantonsrat Franz Schumacher, im Film zu Protokoll, «deshalb versuchte man ihn auszuschalten. Das geschah mit Prügeln, mit Treten, mit wüsten Beschimpfungen, Drohungen usw.»

Zum Beispiel an einem Abend im März 1982. Hinter dem Hauptbahnhof, da, wo heute ein Carparkplatz für Reisen in alle Welt ist, waren tagsüber Bagger aufgefahren und hatten auf Anordnung des Stadtrats das Autonome Jugendzentrum dem Erdboden gleich gemacht. Vor dem damaligen Warenhaus Ober wurde das Auto von Rózsa und seinem Kollegen gestoppt. Der Taxifahrer Bruno Schöffel beobachtete, wie zehn bis zwölf Beamte in Kampfmontur ausstiegen, Rózsa aus dem Wagen rissen. «Der Fahrer stieg aus, rannte vorwärts und trat mit dem Stiefel Klaus Rózsa an den Kopf. Ich schlief schlecht in jener Nacht ... Ich wusste nicht, was ich machen soll ... In der Zeitung hiess es, es gäbe keine Zeugen. Daraufhin entschloss ich mich auszusagen» (aus Film).

Drei Stadtpolizisten wurden verurteilt. Zu einer bedingten Gefängnisstrafe. Rózsa selbst weiss nicht mehr, was vor dem Modehaus passierte. Er hatte keine Zeit, Angst zu bekommen, fiel schnell in schützende Ohnmacht und, so gibt er 2017 an, erwachte erst in einer Zelle im Kripogebäude wieder. «Als ich dort abgeholt wurde», setzt die Erinnerung wieder ein, «kamen mir zwei Polizisten entgegen. Der eine sagte zu mir: ‹Das nächste Mal gebe ich Gas und überfahre dich!› – Dann sagte der andere Polizist zu ihm: ‹Du kannst ihm doch gleich die Kugel geben. Es wäre nicht schade um ihn!›» Späte Erinnerungen, für die es keine Zeugen, nur Befangene gibt.

80er Unruhen («Staatenlos», Erich Schmid)

«Das waren raue Zeiten»

Das waren andere Zeiten, erinnert sich Richard Wolff von der Alternativen Liste bei meinem Besuch im Amtshaus 1. «Raue Zeiten», sagt er im Juni 2017. Und meint die Zeiten in den Achtzigerjahren. Für Klaus Rózsa wird es am 4. Juli 2008, da war Wolff noch nicht Stadtrat, noch einmal rau. «Die Polizei löste damals eine Besetzung des alten, ungenutzten Stadions Hardturm in Zürich auf. Rózsa fotografierte und wurde von zwei Polizisten unsanft festgenommen.» Schreibt die Neue Zürcher Zeitung am 26. August 2013. Er empfindet die Polizisten als besonders aggressiv. «Ich habe noch nie in meinem Leben, weder vorher noch nachher, das Gefühl gehabt, ich sterbe», erzählt Klaus Rózsa 2017 bei Apfelstrudel und Mineral. «Die Polizisten sind rennend hergekommen, zwei davon haben Gummigeschosse herumgeschossen, die anderen beiden haben sofort auf die Leute eingeschlagen. Ich habe aus relativ grosser Distanz angefangen zu fotografieren.» Beschreibt er die Situation in «Staatenlos». «Die Jungen haben versucht, das Gittertor zuzumachen, und die Polizisten haben versucht, das zu verhindern. Einer rannte auf mich zu und sagte: ‹Rózsa, du Arschloch, da wird nicht fotografiert!›, griff an meine Kamera und versuchte, sie zu Boden zu schlagen. Ich zog mich zurück. Unmittelbar vor dem Auto wurde ich von hinten zu Boden gerissen. Ich konnte die Kamera, während ich fiel, gerade noch Susann übergeben.» Susann Wach Rózsa fotografierte, während die Polizisten weitermachten und er sie anschrie, mit Worten, die vermutlich nicht im Duden stehen. «Ein Beamter würgte ihn mit dem Ellbogen», berichtet seine Frau. «Sie machten ihm die ‹Brennnessel›, und ich schrie: ‹Lasst ihn los, er kommt in den Spital!›»

Zürich-Hardturm, 4. Juli 2008 (Klaus Rózsa)

 

Rózsa klagt gegen die Polizisten – wegen Körperverletzung. Die Polizisten gegen ihn – wegen Ehrverletzung. Die Gerichtsverfahren, vom Bezirksgericht übers Obergericht zum Bundesgericht und zurück, dauern acht Jahre. Am Ende wird Klaus Rózsa wegen übler Nachrede und Polizistenbeschimpfung verurteilt, die Polizisten werden, wie meistens, freigesprochen. Amtsmissbrauch und Körperverletzung sind danach definitiv verjährt. Bemerkenswert, wie unterschiedlich die verschiedenen Gerichtsinstanzen das Geschehen beurteilen. 2013 schätzt das Zürcher Obergericht die Festnahme Rózsas als nicht gerechtfertigt ein. «Ein gewisser Widerstand in der damaligen Situation könne dem Fotografen nicht zur Last gelegt werden. Polizisten müssten sich gefallen lassen, dass ihre Arbeit gefilmt und fotografiert werde.» Protokolliert die NZZ am 26.8.2013. Rózsa, fasst der Tagesanzeiger die Argumentation des Obergerichts zusammen, habe «niemanden behindert», vielmehr in dieser Situation sogar «ein ‹Widerstandsrecht› gehabt». Das kümmert das Bezirksgericht 2015 nicht: «Es gehe nicht darum», so der Tagesanzeiger, «was ein Gericht nachträglich feststelle, sondern wie die Beamten vor Ort die Lage einschätzten.» Eine bemerkenswerte Aussage in einem Rechtsstaat – polizeiliches Ermessen vor rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren.

Zürich-Hardturm, 4. Juli 2088 (Susann Wach)

 

Wenn alle Regeln nicht mehr gelten

«Man hat Klaus Rózsa als Augenzeugen von unverhältnismässiger Polizeigewalt kriminalisiert. Sollte sich dieser Trend zuspitzen, geht unsere Gesellschaft in diesem Bereich wieder in Richtung Polizeistaat, wie er während der Jugendunruhen der 80er Jahre existierte.» Kommentiert Erich Schmid am 11. Juni 2012 auf Infosperber. Franz Schumacher fühlt sich im Film an eben jene Achtzigerjahre erinnert, wenn er erfahre, «wie eine Diktatur errichtet wird oder zu Fall kommt, in Griechenland oder in Chile oder wo auch immer… Dann verstehe ich auch, dass solche Dinge geschehen. Wie dies funktioniert. Wie plötzlich alle Regeln nicht mehr gelten. Das heisst für mich, dass die Menschen offenbar so funktionieren, dass ein grosser Teil sich sofort damit abfindet. Und so funktionieren totalitäre Staaten. Wir sind das ja nicht. Aber in solchen Situationen bekommt man den Geschmack, das Gefühl, den Geruch, was es bedeutet, in einem totalitären Staat zu leben.»

Nach jenem 4. Juli 2008 hat Rózsa Angst, was er früher so nicht kannte. «Ich konnte nicht mehr in Zürich bleiben. Es war unmöglich, mich in Zürich zu bewegen. Ich bekam Schweissausbrüche, Angstzustände, wenn ich einen Zürcher Polizisten bloss von Weitem sah.» Der Sohn von Ungarnflüchtlingen war mit seiner Frau schon vorher nach Budapest geflohen. Die Szene neben dem Hardturmstadion war gewissermassen das erste, was sie, neuerdings als Tourist_innen, in Zürich erlebten. «Wenn du hier auf der Strasse gehst», in Budapest meint der Zürich-Geschädigte, «siehst du in einem Tag nicht so viele Polizisten wie in Zürich in einer Viertelstunde.» Fast will ich patriotisch werden, Zürich gegen Orbáns Ungarn verteidigen. Was Schumacher über das Zürich der Achtzigerjahre sagt, gilt nicht für das Zürich 2017. Aber ich war noch nie in Budapest, was könnte ich dem ungarisch-schweizerischen Doppelbürger Rózsa, der inzwischen wieder häufiger in der Schweiz ist als im ungarischen Exil, auch wegen des Films, was könnte ich ihm entgegenhalten? Zum Glück lässt Erich Schmid, als Kontrapunkt zum fast schon begeisterten Ungaren Rózsa, die Garde der rechtsradikalen Jobbik, der drittstärksten Partei im Parlament, durchs Bild marschieren, dass es einem unheimlich wird.

Traumatische Zeiten

In Budapest diagnostiziert eine Notfallpsychiaterin eine «post-traumatische Störung» und will gar nicht glauben, dass die Fotos vom Hardturm, die ihr Klaus Rózsa zeigt, Zürcher Realität abbilden. «So etwas gibt es in Zürich nicht.» Ist die Frau überzeugt, die bis dahin nur das «Reiseland Schweiz» gekannt haben wird. In einem Trauma sieht auch Filmer Erich Schmid Gründe für die vielen Konfrontationen Rózsas mit der Staatsgewalt. «Die Psychologie spricht bei traumatisierten Menschen vom sogenannten Wiederholungszwang», schreibt er im Pressedossier zum Film. «Erlebtes Unrecht wird immer wieder neu erlebt, um es zu korrigieren. Bei Klaus ist die Rede vom erlebten Unrecht der ganzen Familie, das er von den Eltern mitbekommen hatte, und dem selbst erlebten in früher Kindheit.»

Franz Schumacher denkt nach einer Begegnung mit Rózsas Vater, dem Überlebenden von Auschwitz – «ein kleiner gebeugter Mann, wahnsinnig ängstlich wirkte er» –, «dass sich Klaus anstelle seines Vaters gegen die Willkür besonders engagiert. Der totalitäre Teil des Staates, den jeder Staat ein Stück weit in sich hat – der machte ihn rasend. Das hat damit zu tun, dass er gezeichnet war durch das Schicksal eines jüdischen Menschen im deutschen Konzentrationslager» (Zitat aus Film). Das heisst, das durch das Trauma des Vaters mitgeprägte Kind, kämpft, erwachsen geworden, den Kampf, den der Vater nicht gekämpft hat – bei jeder Gelegenheit.

Klaus Rózsa mit seinem Vater Egon Rózsa, in den Sechzigerjahren, in Zürich («Staatenlos», Erich Schmid)

Was hätte dein Vater gemacht, wenn er beim Hardturm im Auto gesessen hätte? Will ich wissen. «Nichts wie weg!» Rózsa antwortet ohne zu zögern. Bestätigt, der Vater sei «das Gegenteil von mir. Meine Mutter war wie ich. Dieses Aufbrausende, das Vehemente, vielleicht auch Rechthaberische – das habe ich von meiner Mutter, die aber sehr früh gestorben ist. Mein Vater war der harmoniebedürftigste, netteste, freundlichste, humorvollste Mensch, den man sich vorstellen kann. Nu nie Lämpe ha. Mit niemandem.» Klaus Rózsa ist anders als sein Vater. Das «Rózsa! Uswiis!» – das Thierry Frochaux über seine Filmbesprechung im P.S. setzt und auch Koni Loepfe im Kopf hängen geblieben ist – reizt ihn, polizeilichen Wegweisungen widersetzt er sich chronisch. «Ich bleibe stehen», imitiert er grinsend die Stimme eines trotzigen Kindes. «Es ist mein gutes Recht, da zu stehen.» Und verweist auf die erstrittenen Bundesgerichtsurteile.

«Diese Unrechtserfahrungen führten sozusagen seine Kamera immer wieder ganz nah an die Polizeiübergriffe heran, näher als andere Fotografen, die sich, etwa bei Krawallen, jeweils soweit wie möglich von Klaus entfernten, weil, wie ein Berufskollege es einmal ausdrückte, ‹die Gummigeschosse und das Tränengas immer dorthin flogen, wo Klaus stand›.» Schreibt Erich Schmid, der Klaus Rózsa einen Freund, seinen Film einen subjektiven Autorenfilm nennt. «Damit ist deklariert, dass die Wahrheit des Films meine Wahrheit ist, dass die Person, deren Geschichte ich darstelle, die Person ist, wie ich sie sehe und dass die Gesellschaft, die sich darin reflektiert, jene gesellschaftlichen Aspekte berühren, die mich beschäftigen.» Das hat auch der Journalist Björn Hayer von der NZZ– deren Lokalteil noch nie durch besonders polizeikritische Einlassungen aufgefallen ist – bemerkt. Der Filmer, schreibt er, ergreife «in seiner Schilderung eindeutig Partei für den umstrittenen Aktivisten», um dann – für das von uns damals als «alte Tante» verspottete Blatt überraschend – festzustellen: «Allerdings scheint dessen Causa auch derart skandalös, dass eine Ehrenrettung des Fotografen wohl als längst überfällig bezeichnet werden muss.» Eine offizielle Antwort auf Erich Schmids Forderung nach «Wiedergutmachung für die Nichteinbürgerung von Klaus Rózsa» steht noch aus.

Provokationen und Prügel

Klaus Rózsa lässt sich provozieren und provoziert. Immer wieder bin ich beim Schreiben dieses Textes mit Hinweisen auf seinen Anteil am Erlittenen, auf Ausfälligkeiten von seiner Seite konfrontiert. Zum Beispiel, wenn er irgendwo Antisemitismus wittert. Seit seiner ersten Reise nach Israel ist der «überzeugte Atheist» ein «knallharter Verteidiger Israels» (Rózsa über Rózsa). «Täglich verbringe ich rund zwei Stunden auf Facebook. Wenn ich Einträge von linken Antisemiten und Palästina-Verherrlichern entdecke, dann reagiere ich sofort.» Und das nicht immer freundlich, sondern einigermassen gnadenlos – auch gegenüber Befreundeten oder politisch durchaus Gleichgesinnten. «Ja, ja, ich bin ein impulsiver Mensch. Manchmal entschuldige ich mich im Nachhinein, wenn ich jemanden zu sehr heruntergeputzt habe.» Erzählt er im Magazin vom 17. September 2016 in der Rubrik Ein Tag im Leben von. «Natürlich gibt es Dinge, die man an Israel kritisieren kann. Allerdings nicht so viele wie an der Schweiz! Ich bekomme jedes Mal Lämpe, wenn ich sage, die Schweiz sei kein Rechtsstaat.» Wahrscheinlich, sicher würde auch ich mit ihm streiten – aus inhaltlichen Gründen, wegen seines teilweise aggressiven Gestus. Trotzdem irritieren mich die Verweise auf seine «Art», die Mitschuld an dem, was ihm zugestossen, suggerieren. Zwar wird die Legitimation polizeilicher Prügel umgehend dementiert, aber der Verweis wird in diesem Kontext gemacht. Muss ein aufbrausender, ein ausfälliger Mensch mit staatlichen Prügeln rechnen? Ist die Vorstellung entlastend, der Verprügelte habe die Prügel provoziert, hätte sie, alles in eigener Hand, auch verhindern können?

Perspektivenwechsel. Ich melde mich am Empfang des Amtshauses 1, zu einem vereinbarten Gespräch mit Stadtrat Richard Wolff, den ich seit jenen Achtzigerjahren nicht mehr gesehen, aber natürlich gewählt hätte und wieder wählen würde, wenn ich in der Stadt Zürich stimmberechtigt wäre. Für das von ihm mit-herausgegebene Buch «Zürich ohne Grenzen» habe ich damals einen Beitrag mit dem Titel «Alternativen in den goldenen Klauen der Institutionen» geschrieben. Der persönliche Mitarbeiter des Vorstehers des Sicherheitsdepartementes holt mich ab. Macht mich auf die kürzlich restaurierten Fresken von Augusto Giacometti in der Eingangshalle aufmerksam. Kunst am Bau. Als wir im Lift sind, poltert eine Gruppe von Uniformierten die Treppe hinunter. In Vollmontur. Nicht in der vertrauten Demo-Ausrüstung, sondern mit kugelsicheren Westen und Maschinenpistolen, soweit ich das in der Kürze richtig sehe. Erinnerungen an Sondertruppen, Spezialeinheiten in Krimis. Der Mitarbeiter murmelt, da müsse etwas Grösseres los sein, das sähen auch sie nicht alle Tage. Zeiten des Terrors. Geht es mir reflexartig durch den Kopf. Ein bewaffneter Raubüberfall im Niederdorf. Werde ich später belehrt. Die Vorwürfe an die Polizei, denke ich, wären heute andere als damals. Nicht zu viel, sondern zu wenig polizeiliche Präsenz und Härte, würden sie parteiübergreifend, fast unisono kritisieren. «Wenn etwas passiert», bestätigt mir der Stadtrat diese Vermutung, «heisst es schnell einmal, wir hätten alles falsch gemacht.»

Richard Wolff, Stadtrat «Alternative Liste» und Sicherheitsvorsteher der Stadt Zürich

Der Sicherheitsvorstand und der Polizistenschreck

Seit 2013 gehört Richard Wolff zu diesem «Wir», wir von der Polizei. Damals ist der Gemeinderat der Alternativen Liste in den Zürcher Stadtrat gewählt worden. Er ist für keinen der polizeilichen Übergriffe gegenüber Klaus Rózsa verantwortlich, mit dem er in Achtzigerjahren noch nach Wien fuhr, um im Café Schwarzenberg die österreichischen Medien über das Projekt Kanzlei und dessen Gefährdung zu informieren. Und er weiss: «Der Klaus ist halt immer mit dem Fotoapparat zuvorderst gewesen und hat Dinge dokumentiert, die die Polizei nicht dokumentiert haben wollte. Dadurch ist er automatisch ein Feindbild der Polizei gewesen.» Darf man die Arbeit der Polizei dokumentieren, auch wenn sie dabei ist, Leute zusammenzuschlagen? «Grundsätzlich ja, das ist Pressefreiheit.» Hält er fest, um dann zu betonen, dass auch der Polizist «Persönlichkeits- und Schutzrechte» habe. Der Polizist, der natürlich auch eine Polizistin sein kann, dürfe auf Fotos nicht erkennbar sein. Und Rózsa sei ihnen «sehr, sehr nahe gekommen». Nun können ja Polizistinnen und Polizisten ganz generell mit Leuten zu tun haben, die sie – was ich Klaus Rózsa nicht unterstellen möchte – massiv provozieren, sie beschimpfen oder gar bedrohen, trotzdem – müssten sie aufgrund ihrer professionellen Ausbildung nicht in der Lage sein, so eine Situation zu beruhigen, ohne diese Leute zusammenzuschlagen? «Auf jeden Fall. Das muss so sein. Das ist heute auch so. Das lernen die Polizisten, und das können sie auch.»

Würdest du sagen, so etwas wie beim Hardturm 2008 könnte nicht mehr passieren? «Nie mehr? Das wäre eine gewagte Behauptung. Aber man muss schon das Klima sehen, das damals geherrscht hat und das heute nicht herrscht. Aber sicher sein, dass nie ein Fehler passiert, kann ich nicht. Fehler passieren immer wieder – die Frage ist, wie man damit umgeht.» Es werde viel Schulung betrieben, viel Psychologie. Im Rahmen des Programms «Einsatzkompetenz» würden Polizist_innen in gestellten Situationen mit Schauspieler_innen trainieren, Situationen, «in denen du bis aufs Blut gereizt wirst. Damit lernen sie umzugehen, und das funktioniert auch in 99% der Fälle. Dann, glaube ich, bleibt ein Rest, da wird man auf das Urmenschliche zurückgeworfen, da wirst du so aufs Blut geärgert, dass du wirklich wütend wirst – wie der Zidane. [Der französische Starspieler Zinédine Zidane musste im WM-Final 2006 in Berlin, in seinem letzten Spiel als Profifussballer, den Platz vorzeitig verlassen, nachdem er den Italiener Marco Materazzi mit einer Kopfattacke zu Boden geworfen hatte.] Aber auch in einer solchen Situation wird sich ein Polizist nicht provozieren lassen.» Weiss der Vorsteher des Sicherheitsdepartementes.

Die beiden, Wolff und Rózsa, sind nach teilweise gemeinsamer Vergangenheit ungleiche Wege gegangen. Der eine wird als «Polizistenschreck» (Thierry Frochaux) mehrfach verprügelt und verletzt, bleibt wegen drei Mal verweigerter Einbürgerung während Jahrzehnten staatenlos, verlässt schliesslich, zumindest vorübergehend, das Land, in dem seine Familie Zuflucht gesucht, in dem er aufgewachsen ist und sich in verschiedenster Form politisch engagiert hat. Der andere wird nach Tätigkeiten bei verschiedenen NGO-Organisationen als Stadtentwicklungsforscher und –berater Sicherheitsvorsteher der grössten Stadt der Schweiz.

Der eine, Wolff, weiss – die Polizei von 2017 ist nicht die Polizei von 1980 (oder 2008?), das Image der Polizei, die damals von der «Bewegung» als «Trachtengruppe Urania» apostrophiert wurde, ist besser geworden. «Wenn du die Bevölkerungsbefragungen anschaust – unglaublich. 35 Jahre haben wir gebraucht, um alles, was in den Achtzigerjahren schief gelaufen ist, wieder gerade zu biegen. Die Leute, die jetzt an der Macht sind, an den Schalthebeln, die erfahrenen grauhaarigen Männer und die paar Frauen, die sind ja mit einer Art Grundmisstrauen sozialisiert worden. Damals hat es einen mainstream gegeben, der sehr kritisch gegenüber der Polizei gewesen ist. Ich glaube, in den Achtzigerjahren hat man viele Fehler gemacht, nicht einmal in erster Linie die Polizei, sondern die Politik. Die Polizei musste den Kopf hinhalten für die Politik, die nicht immer gut agiert hat. Das Grundmalaise war ein politisches, nicht ein polizeiliches.» Sozialarbeiterinnen und Jugendarbeiter, Frauenhäuser und Männerberatungsstellen haben heute kaum mehr Berührungsängste und arbeiten einigermassen einvernehmlich mit der Polizei zusammen. Ein gutes Zeichen? Ist die Polizei unter meist linksgrüner «Führung» eine andere oder sind die anderen unkritischer gegenüber der Staatsgewalt geworden? Weil sie sich in Zeiten des Terrors nach mehr Sicherheit sehnen, auch um den Preis von mehr Repression und Überwachung?

Der andere, Rózsa, hält die Polizei noch immer für eine «potenziell gewalttätige Vereinigung». «Warum sage ich das so absolut – erstens aufgrund dieser jahrzehntelangen Erfahrungen; zweitens weil es überhaupt keine Rolle spielt, wer Polizeichef ist.» Der eine, Wolff, glaubt an den Rechtsstaat. Sonst könnte er das nicht machen. «Ich glaube, wir haben einen guten Staat, aber natürlich macht auch der Fehler.» Der andere, Rózsa, hat den traumatisierten Blick des Geschlagenen und Bedrohten. Der eine, Wolff, stellt sich, wie jeder gute Chef, vor seine Mitarbeitenden und würde sie höchstens intern kritisieren.

Wer wäre ich mit der Geschichte des einen oder des anderen geworden? Wie würde ich heute in der Rolle des einen beziehungsweise des anderen reden und handeln?

Heiden ist nicht Zürich ist überall

«Wo sind all die anständigen Polizisten», will der andere, Rózsa, wissen, «wenn sie immer von den paar wenigen schwarzen Schafen reden – wieso wird dann nie einer von denen entlassen.» Einer von denen, die an Übergriffen beteiligt sind. «Es gibt kein Beispiel dafür, dass ein Polizist einen anderen bremst und sagt: ‹Geht’s noch! Hör‘ auf!›» Auch vor Gericht würden sie sich gegenseitig decken. Immer. Kameradschaftsgeist? Korpsgeist? Wer müsste heute eher eine neue Stelle suchen – der Polizist, der die Kollegin kritisiert, vielleicht sogar bei vorgesetzter Stelle meldet, oder jener, der kräftig zugegriffen hat?

Was würde er, wäre er der für die Polizei zuständige Stadtrat, was er nie sein wird, was würde er tun, frage ich Klaus Rózsa. «Du kannst die Polizei nicht von einem Tag auf den anderen abrüsten in Zürich, das würde wahrscheinlich eine Katastrophe werden. Man sollte es langsam versuchen. Zum Beispiel keine Polizisten in Vollmontur bei (Nach-)Demonstrationen am 1. Mai. Polizisten in normaler Uniform, ohne Helm, ohne Kampfausrüstung, keine Gummigeschosse. Viel, viel mehr Zurückhaltung, aber das braucht 10, 20 Jahre in Zürich, weil die sich daran gewöhnt haben, dass sie immer grad einfahren, als sei die Demokratie in Gefahr, als gäbe es grad eine Revolution, wenn sie jetzt nicht kommen würden. Weg von diesem martialischen Auftreten, die Relationen wahren und anerkennen, dass Demonstrationen Platz haben müssen. Das ist das Recht auf Meinungsäusserung, kein Recht auf Sachbeschädigung, und das gehört in die Demokratie.» Sagt der Fotograf und Aktivist. Und will es als gut gemeinte Tipps für den Stadtrat, für den Richi, verstanden wissen. Der hält zum Stichwort Gummigeschosse fest: «Gummigeschosse gibt es bei uns nicht. Das ist Gummischrot. Es ist bei Ausschreitungen, also im sogenannt unfriedlichen Ordnungsdienst, eben wichtig, Distanz zum Gegenüber zu halten. Damit es nicht zum Nahkampf kommt mit Schlagstöcken, sprich ‹Mann gegen Mann›. Für die Sicherheit der Polizisten ist das wichtig. Gummischrot ist das letzte Mittel, und es muss mit einer Mindestdistanz eingesetzt werden, der Einsatz muss verhältnismässig sein.» Hält der Stadtrat von der Alternativen Liste fest. Jene, die, damals, ein Auge verloren haben, wird es nicht trösten.

Sehen die Besucherinnen und Besucher des Kinos Rosental im Film «Staatenlos – Klaus Rózsa, Fotograf» ein längst vergangenes oder ein jederzeit mögliches Zürich? «Bei uns hätte es das nicht gegeben.» Sagt eine Frau im Publikum, sagt es bestimmt. Was meint sie damit? Dass Fotografinnen Polizisten so nahe kommen, dass die nervös werden? Dass Polizistinnen Pressefotografen spitalreif schlagen? Dass Gerichte polizeiliche Übergriffe nicht verurteilen? Dass Polizistinnen Kollegen decken, die geprügelt haben? Das erfahre ich nicht mehr. Der Bus, der mich westwärts und noch rechtzeitig nach Zürich zurück bringt, fährt, bevor die Diskussion in Heiden so richtig beginnt. Das gäbe es bei uns nicht. Ist Zürich doch nicht überall, wie ein Freund und ich damals als Titel über ein Buch zu den Zürcher Unruhen schrieben: «Paranoia-City oder Zürich ist überall»?

 

Neuerscheinung | Verheerende Bilanz

Klaus Rózsa, Jahrgang 1954, und Wolfgang Seibert, Jahrgang 1947, vereint eine aktivistische, linksradikale und jüdische Biografie, die immer wieder von Zweifeln an und Brüchen mit der Linken geprägt war und es bis heute ist. Aktiv waren sie u.a. in militanten, antiimperialistischen und antizionistischen Zusammenhängen und haben dabei auch Positionen vertreten, die sie heute vehement kritisieren. Zu unterschiedlichen Zeitpunkten und ausgelöst u.a. durch Aktionen militanter Gruppen distanzierten sie sich von diesen und setzten sich kritisch in Bezug zum Weltbild des Antiimperialismus. Nichtsdestotrotz definieren sie sich heutzutage als linksradikal und aktivistisch und sind in zahlreichen Initiativen aktiv. Ihre politischen Analysen der Gegenwart beruhen auch auf ihren biografischen Erfahrungen mit verschiedenen Formen des Antisemitismus inner- und außerhalb der Linken. Dazu gehören nicht zuletzt Reflexionen über die eigenen Familiengeschichten.

Auf der Grundlage einer Reihe von Veranstaltungen, Interviews und Gesprächen entstand eine Textmontage, die eine Vielzahl von Themen und zugehörigen Geschichten beinhaltet. Sie bildet einen mehrere Generationen übergreifenden Austausch biografischer Erfahrungen ab. Kontextualisiert und ergänzt durch einen einleitenden Essay werden in Verheerende Bilanz zudem beispielhafte wie anschauliche Einblicke in Genese und Kritik dichotomer Weltbilder wie das des Antiimperialismus geliefert.

Buchvorstellung

Mittwoch, 7. Juni 2017

19 Uhr

Johannes Spohr, Klaus Rózsa und Wolfgang Seibert präsentieren Verheerende Bilanz: Der Antisemitismus der Linken

Ort: Conne Island

Koburger Str. 3

04227 Leipzig

Buchvorstellung

Freitag, 9. Juni 2017

19 Uhr

Johannes Spohr, Klaus Rózsa und Wolfgang Seibert präsentieren Verheerende Bilanz: Der Antisemitismus der Linken

Ort: FAU Lokal, 

Grüntaler Straße 24

13357 Berlin


Sonntag 5. Februar 2017  11:00-12:00 - DOPPELPUNKT.   Die legendärste Talkshow der Schweiz. Mit Roger Schawinski und Miklós Klaus Rózsa

STAATENLOS - KLAUS RÓZSA, FOTOGRAF - AM FILMFESTIVAL SOLOTHURN

Programm der 52. Solothurner Filmtage 2017  19. –– 26. Januar 2017 

Staatenlos – Klaus Rózsa, Fotograf

Erich Schmid | 2017 | Pan Doc | Doc 96' | Orig

 

Freitag 20.1.2017               09:30 | Capitol

Montag 23.1.2017              11:30 | Konzertsaal

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STAATENLOS – KLAUS RÓZSA, FOTOGRAF

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buchgespräch christof nuessli und christoph oeschger„miklós klaus rózsa”

buchgespräch 
christof nuessli und christoph oeschger
„miklós klaus rózsa”


datum_dienstag, 1. dezember 2015 
zeit_19:00 uhr 
ort_hauptbücherei wien



miklós klaus rózsa
beobachtung und überwachung prallen aufeinander: christof nüssli und christoph oeschger kombinieren fotografien des aktivisten rózsa mit den über ihn erstellten staatsschutzakten (1971–1989). die montagen basieren auf rózsas archiv, welches unzählige fotografien und über 3000 staatsschutzakten beinhaltet. das collagieren der beiden quellen ergibt neue bilder, die die geschichte einer ereignisreichen zeit aus zwei perspektiven erzählen. am beispiel einer einzelperson wird die tragweite der zürcherischen jugendbewegung und der repression durch den staat fassbar.

das 624-seitige buch »miklós klaus rózsa« wurde unter anderem als eines der schönsten deutschen büchern und mit der bronzenmedaile bei den schönsten büchern aus aller welt ausgezeichnet und stand auf der shortliste des aperture first photo book prize.

das archivmaterial von rózsa verwendeten nüssli/oeschger für weitere arbeiten (mkr_01 – mkr_04) die in ausstellungen im in- und ausland gezeigt wurden. 


christof nüssli 
(*1986, ch)
» www.christofnuessli.ch


christoph oeschger 
(*1984, ch)
» www.christophoeschger.ch                                http://typographischegesellschaft.at/k_vortrag_workshop/bg_nuessli_oeschger.html


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19. Internationale Kurzfilmtage Winterthur

Vollbild-Modus rein und Volumen hoch: Der neue Festival-Trailer der Kurzfilmtage ist da!  

Trailer: Eine Hommage an die Imaginationskraft des Kinos

Jedes Jahr vergeben wir einem anderen Schweizer Filmemacher eine Carte Blanche für die Realisierung unseres Festivaltrailers. Dieses Jahr erhielt der in Zürich lebende Benny Jaberg den Zuschlag. Jaberg nimmt uns mit auf einen einnehmenden filmischen Kurztrip vom weitgereisten Glühen des Weltalls ins flackernde Licht des Filmprojektors. Der Trailer ist ab sofort online verfügbar, ab Oktober ist er im Fernsehen sowie im Kino zu sehen. Am 27. September feiert er im Rahmen des 11. Zurich Film Festival in Anwesenheit von Cast und Crew Premiere auf Grossleinwand und läutet das Programm «Kurzfilme aus dem Iran» ein. 


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Festival del film Locarno  

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txt.img - when text and image collide!

Vernissage & Lectures

Donnerstag, 28. Mai, ab 18:30 Uhr

 

Weitere Lectures

Donnerstag, 11. Juni, ab 19:00 Uhr

 

Die Ausstellung „txt.img – when text and image collide“ wurde kuratiert von Sebastian Cremers (Prill Vieceli Cremers) und befasst sich mit dem Verhältnis von visueller und verbaler Botschaft.

Neben Ausstelllungsbeiträgen von Hans-Rudolf Lutz, Christof Nuessli, Christoph Oeschger, Piero Glina, Jan-Frederik Bandel ist ein zweitägiges Rahmenprogramm mit Vorträgen von Miklós Klaus Rózsa, Robert Lzicarund vielen Beitragenden der Ausstellung zum Thema geplant. 


Die Ausstellung wurde im Rahmen des Moduls Ausstellungsgestaltung von Studenten der höheren Fachschule Visuelle Gestaltung der BfGZ realisiert und findet in den Räumlichkeiten der ehemaligen Plakatsammlung gegenüber dem Museum für Gestaltung statt, die seit Januar 2015 unter dem Namen schau!fenster mit wechselnden Ausstellungen neu bespielt werden.

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Schweizer Filmpreis: And the winner is...

Das sind die Preisträger des Schweizer Filmpreises 2015

- Bester Spielfilm: «Der Kreis» von Stefan Haupt

- Bester Dokumentarfilm: «Electroboy» von Marcel Gisler 

- Bester Kurzfilm: «Discipline» von Christophe M. Saber 

- Bester Animationsfilm: «Timber» von Nils Hedinger 

- Bestes Drehbuch: «Der Kreis» (Stefan Haupt, Christian Felix, Ivan Madeo, Urs Frey) 

- Beste Darstellerin: Sabine Timoteo («Driften»)

- Bester Darsteller: Sven Schelker («Der Kreis»)

- Beste Nebenrolle: Peter Jecklin («Der Kreis») 

- Beste Filmmusik: «Pause» (Mathieu Urfer, Marcin de Morsier, John Woolloff, Ariel Garcia) 

- Beste Kamera: «Chrieg» (Lorenz Merz) 

- Beste Montage: «Electroboy» (Thomas Bachmann) 

- Spezialpreis der Filmakademie: Patrick Lindenmaier für sein Picture Design in Schweizer Kinofilmen 

- Ehrenpreis: Jean-Luc Godard

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Buchmesse Leipzig

Buchmesse Leipzig 2015
Bronze für "Miklós Klaus Rózsa"

Christof Nüssli, Christoph Oeschger
Miklós Klaus Rózsa
Spector Books / cpress, Leipzig

Gestaltung: Christof Nüssli, Christoph Oeschger
Druck: DZA Druckerei zu Altenburg GmbH, Altenburg
ISBN: 978-3-944669-42-7


624 DIN A4-Seiten. Na, dann mal schnell Daumenkino gemacht. Ein Bömbchen hier, eine Staubwolke da, viele Polizeihelme dort, und noch mehr faksimilierte Schreibmaschinenseiten. Alles schön schwarzweiß, danke, alles klar: Vergangenheitsbewältigung, Stress mit dem Staat. BRD, 1968? DDR, Stasi? Moment mal: Stadtpolizei Zürich, Kantonspolizei Zürich, Bundespolizei? Stress in der Schweiz! Das als Quellenedition inszenierte Material, das der Schweizerische Staat von 1971 bis 1989 über den Fotografen und Politaktivisten Miklós Klaus Rózsa ansammelte sowie das fotografische Werk von Rózsa selbst ist in dieser Publikation zu einem Kunstwerk der Zeitgeschichte komponiert worden.

Eine der faszinierenden Fotografien: nächtliches Stacheldrahtgewölle im Blitzlicht. Wie angenehm es für die Menschen in Uniform gewesen sein mag, die Bürgerattacken zu beschwichtigen, sei dahingestellt. Das gravierende, sublime Mittel der Buchgestaltung: Alle Dokumente der staatlichen Überwachung und der zeitgenössischen Berichterstattung sind mit einem kreidig-weißen Fond versehen; alle Fotografien von Rózsa und Paratexte sind Schwarz auf Papierweiß reproduziert. Dieser kaum wahrnehmbare, aber entscheidende Kontrast zieht den dritten Beobachter, also den Leser, in das Bespitzelungskarussel mit hinein.
»Labile Elemente«: Das war wohl das Motto der Bundespolizei wie der Buchgestaltung. Es waren wohl Freaks am Werk.

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Locarno 2015: Israel im Rampenlicht

Carte Blanche 2015: Israel im Rampenlicht

Die fünfte Ausgabe der Carte Blanche, eine Initiative des Festival del film Locarno für Filme, welche sich in Postproduktion befinden, fokussiert dieses Jahr auf Israel. Die ausgewählten Filme werden während den Industry Days dem Fachpublikum präsentiert.

Dank einer Partnerschaft mit dem Israel Film Fund, welcher die Koordination der Filme der Initiative übernimmt, wird Carte Blanche in Locarno fünf bis sieben Filme in Postproduktion präsentieren können. Die Produzentinnen oder Produzenten der ausgewählten Werke stellen ihre Filme dem Fachpublikum am Festival persönlich vor. Um Finalisierung und Verkäufe zu fördern, werden die Filme den anwesenden Verkäufern, Käufern, Programmverantwortlichen sowie Vertretern von Postproduktionsfonds während den Industry Days (8.-10. August 2015) vorgeführt. Eine Jury, die sich aus Persönlichkeiten der Filmindustrie zusammensetzt, wird das beste Filmprojekt anschliessend mit einem Preis im Wert von CHF 10'000 auszeichnen.

Die Initiative Carte Blanche, die 2011 erstmals stattfand, schafft ein jährliches Schaufenster für Werke, die sich in der Postproduktionsphase befinden. Die vorherigen Ausgaben waren Kolumbien, Mexiko, Chile und Brasilien gewidmet.

Nadia Dresti, Delegierte der künstlerischen Leitung und Head of International: «Von den Publikumserfolge auf der Piazza Grande mit The Syrian Bride, The Human Resources Manager und Dancing Arabs von Eran Riklis, bis zur Revelation des Talents von Nadav Lapid, mit dem Kurzfilm Kvish (2006) und dann mit Hashoter im internationalen Wettbewerb 2010, hat das Zusammenspiel des Festival del film Locarno mit Israel immer Früchte getragen. Mit der nächsten Ausgabe wird sich diese Verbündung dank der Zusammenarbeit mit dem Israel Film Fund und der Initiative Carte Blanche zusätzlich verstärken. Diese Initiative macht aus der Gegenwart ein Ausgangspunkt, um in die Zukunft zu blicken.»

Der Israel Film Fund wird den Aufruf zur Filmeinreichung bis am 1. Mai 2015 publizieren, während die ausgewählten Filme im Juli bekannt gegeben werden.

 

Eine Erfolgsgeschichte

Dieses Jahr wird Carte Blanche Extra eingeführt. Diese neue Initiative hat das Ziel, den Erfolgsresultaten der vergangenen Ausgaben von Carte Blanche und der Zusammenarbeit mit den nationalen Filmförderungsinstituten (Cinema do Brasil, CinemaChile, Proimagenes Colombia und IMCINE Mexico) eine Kontinuität zu gewährleisten. Von jedem beteiligten Land werden bis zu vier aufstrebende Produzenten nach Locarno eingeladen. Während den Industry Days haben diese die Möglichkeit, ihre Projekte der europäischen und internationalen Filmindustrie zu präsentieren. Die Industry Days bestätigen somit ihre Rolle als privilegierter Networking-Anlass in diesem spezifischen Fachbereich. Eine Reihe von Geschäftsessen mit Vertretern der internationalen Filmindustrie ergänzt das neue Angebot – ein weiterer Beitrag zur Schaffung eines dynamischen und produktiven „Latino’s Corner“.

Zahlreiche Filme, die in den letzten Jahren für Carte Blanche ausgewählt wurden, sind in der Folge an internationalen Festivals gezeigt worden und haben wichtige Auszeichnungen erhalten – eine weitere Bestätigung des Erfolgs dieser Initiative. Darunter sind Filme wie La Playa DC von Juan Andrés Arango (2012, Kolumbien), der im Rahmen von Un Certain Regard in Cannes präsentiert wurde, Matar a un hombre von Alejandro Fernández Almendras (2014, Chile), Gewinner am letzten Sundance und an vielen weiteren Festivals, sowie die brasilianischen Produktionen The Second Mother (Anna Muylaert, 2015), die am Sundance den Special Jury Award for Acting bekommen hat und in diesen Tagen an der Berlinale in der Sektion Panorama Special zu sehen ist, und O Touro (Larissa Figuereido, 2015), welche in Rotterdam im Programm von Bright Future 2015 stand.

Die Initiative wird von Markus Duffner geleitet, dem Project Manager von Carte Blanche.

Die 68. Ausgabe des Festival del film Locarno findet vom 5. bis 15. August 2015 statt

  

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Solothurner Filmtage: Schlussrunde

 


 

RUHM UND EHRE

Die Jury des «Prix de Soleure» sieht sich am Mittwoch mit «Die Böhms – Architektur einer Familie» den letzten der sieben Wettbewerbsfilme an und zieht sich zur Beratung zurück. Gleichzeitig werden drei Anwärter auf den Publikumspreis noch einmal gezeigt. Bereits abgestimmt haben die Mitglieder der Schweizer Filmakademie: Die Nominierten für den Schweizer Filmpreis 2015 werden am Mittwochabend bekanntgegeben. Die Verleihung des «Prix d’honneur» findet um 14 Uhr im Kino Palace statt. Im Kino im Uferbau erhellen Zahlen und Fakten die Genderfrage.

 


 

PRIX D’HONNEUR 2015

Laterna magica

Die 50. Solothurner Filmtage zeichnen die Ko-Leiter der «Zauberlaterne», Francine Pickel und Vincent Adatte, mit dem «Prix d’honneur» aus. Die beiden gehören zu den Gründungsmitgliedern des Filmklubs für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren, der seit seinen Anfängen im Jahr 1992 auf eine eindrückliche Entwicklung zurückblicken kann. Die Preisverleihung findet um 14 Uhr im Kino Palace statt, die Laudatio hält Christian Frei. Im Anschluss wird der Schweizer Stummfilm «Visages d’enfants» (1923) mit Klavierbegleitung gezeigt. Kinder sind ausdrücklich willkommen!

 


 


 


 

PANORAMA

Im Dutzend

Zwölf Schweizer Dokumentarfilme hinterfragen am Mittwoch die Wirklichkeit. Sie tragen Namen wie «Sleepless in New York», «Children of the Arctic», «El tiempo nublado» oder «Style Wars 2»: Veli Silver und Amos Angeles ist kein Weg zu weit. Das schweizerisch-slowenische Künstlerduo schlägt sich um 12 Uhr im selbsternannten Sequel des legendären Hip-Hop-Films zum heiligen Gral der Streetart durch. Ustad Hossein Arman kehrt nach 20 Jahren im Exil nach Afghanistan zurück. Als Jurymitglied einer Castingshow trifft er um 14.15 Uhr in «Kaboul Song» auf seine Vergangenheit. Filmstar, Fotomodell und Internetpionier: Was Florian Burkhardt anpackte, wurde zum Erfolg. Um 14.30 Uhr sitzt der «Electroboy» vor Marcel Gislers Kamera und fragt sich: «Wer bin ich und warum?»

 

JUBILÄUM

Einblicke

Nach dem historischen Animationsfilmprogramm mit Perlen wie «Alunissons» von Nag Ernest Ansorge und Gisèle Ansorge aus dem Jahre 1970 präsentiert Stina Werenfels ihre bissige Gesellschaftsstudie «Pastry, Pain & Politics». Gertrud Pinkus legt mit «Il valore della donna è il suo silenzio» gleich nach und Renato Berta, Kameramann von «Charles mort ou vif» und «Schatten der Engel», spricht über seine Arbeit mit den Meistern des Neuen Schweizer Films.

 

NACHT DER NOMINATIONEN

Shortlist

Gespannt fiebert die Schweizer Filmakademie der Nacht der Nominationen entgegen. Welche Filme werden am Mittwochabend auf der Shortlist für den Schweizer Filmpreis stehen? Isabelle Chassot, Direktorin des Bundesamtes für Kultur, gibt den Startschuss für das Rennen auf den Schweizer Filmpreis 2015. Ab 22.30 Uhr steigt die Party zum Etappensieg im Uferbau.

 

EXTRAS

Facts & Figures

Am Mittwoch zeigen die Solothurner Filmtage 23 lange Spiel- und Dokumentarfilme. An 7 davon waren Frauen als Regisseurinnen beteiligt. Damit liegt das Tagesprogramm rund 10% über dem Durchschnitt europäischer Erhebungen. Eine Podiumsdiskussion zur «Gender-Frage» liefert um 10 Uhr Zahlen und Fakten aus der Schweiz. Obwohl die Kinoeintritte in der Schweiz rückläufig sind, werden wieder mehr Säle gebaut und die Zahl der Filmstarts steigt. Ab 13 Uhr dreht sich die Diskussion um dieses scheinbare Paradox. Um Marktwert geht es schliesslich auch beim Thema «Entdeckung versus Star». Welches Kapital stellen Schweizer Schauspielerinnen und Schauspieler für die einheimische Spielfilmproduktion tatsächlich dar?

 


 

 


 

 


 

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Jubiläums Filmtage

 

«Unter der Haut» eröffnet die 50. Solothurner Filmtage
Am 22. Januar 2015 eröffnet Claudia Lorenz’ erster langer Spielfilm «Unter der Haut» die 50. Solothurner Filmtage. Die Regisseurin erzählt von der Entfremdung eines Ehepaares, von einer unwiderruflichen Erschütterung ihres gemeinsamen Heims und davon, wie eine fünfköpfige Familie mit neuen Lebensumständen zurechtkommen muss. Zu sehen sind u.a. Ursina Lardi, Dominique Jann und Antonio Buil. Regie, Cast und Crew werden in Solothurn erwartet.

 

http://www.solothurnerfilmtage.ch/home/page.aspx?page_id=4019

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Rózsa liest

 "Über Klaus Rózsa, Fotograf und Enfant Terrible der wilden 80er Jahre, gibt es seit kurzem ein Buch. Es vereint Fotos und Fichen, Vorladungen und Polizeiberichte über Rózsa, der sich damals häufig mit der Staatsgewalt anlegte - vor allem durch Fotos von polizeilichen Übergriffen bei Demonstrationen. Das Buch sieht zwar eher aus wie ein Kunstbuch, eine Collage aus dem "bewegten Zürich", und mich nimmt wunder, wie man daraus vorlesen kann. Doch spannend wird's bestimmt. Und vermutlich recht politisch ;)" - BOOKCROSSERS

Dienstag, 10. Februar um 19:00

Café Gloria  Josefstrasse 59, 8005 Zürich
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Game-Entwicklung in der Schweiz – von Susann Wach
Game-Entwicklung in der Schweiz – ein Zu
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Dienstag, 27. Mai 2008

 

Multimedia Photoscene AG 

Die von Susann Wach Rózsa begleiteten Schweizer Kurz- und Spielfilmprojekte sind auf internationalen Festivals präsent - und erfolgreich.

 

 TULPAN, erfolgreiche Schweizer Ko-Produktion in Cannes

Noch vor der grossen Preisverleihung hat die Schweizer Ko-Produktion «Tulpan» am Internationalen Filmfestival von Cannes zwei Nebenpreise bekommen - den Preis «Un certain regard» und den Jugendpreis.

Abstehende Ohren können ein Problem sein, wenn man nicht Prinz Charles ist: Im Film «Tulpan» des Kasachen Sergey Dvortsevoy jedenfalls sind solche Lauscher der Grund dafür, dass Asa nicht heiraten und deshalb auch nicht als Schafhirte Karriere machen kann. Die Schauspieler-Crew von «Tulpan» sei vollständig in Cannes anwesend gewesen, sagte die Ko-Produzentin Valerie Fischer von der Zürcher Cobra Film AG  - «mit Ausnahme der etwa 1000 Schafe, Ziegen und Kamele natürlich».

 

 

AUF DER STRECKE gewinnt Studenten-Oscar 2008

 

Der Schweizer Reto Caffi wird für seinen Kurzfilm „Auf der Strecke“ den Oscar für den „Besten ausländischen Studentenfilm 2008” ausgezeichnet. Der „Honorary Foreign Film Award” wurde im Rahmen der feierlichen Preisverleihung der Annual Student Academy Awards am 7. Juni in Beverly Hills verliehen. Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences sichtete Abschlussarbeiten von Filmhochschulen aus 29 Ländern. „Auf der Strecke“ ist als schweizerisch-deutsche Co-Produktion Reto Caffis Abschlussfilm an der Kunsthochschule für Medien Köln (KHM).

 

Der 30-minütige Spielfilm mit Roeland Wiesnekker in der Hauptrolle überzeugte bereits Jurys und das Publikum zahlreicher internationaler Filmfestivals, bevor ihm nun die Anerkennung Hollywoods zuteil wird: Nach dem Quartz des Besten Schweizer Kurzfilms beim Schweizer Filmpreis 2008, wurde „Auf der Strecke” beim weltweit grössten Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand mit dem Grossen Preis der Jury ausgezeichnet. In Deutschland gewann er den Förderpreis für den Besten Absolventenfilm 2008 im Rahmen der Babelsberger Medienpreise. Bei seiner ersten Präsentation in den USA, beim Filmfestival in Aspen, gewann er Anfang April den Preis für den Besten Studentenfilm 2008.

 

Der Gewinn des Studenten-Oscars unterstreicht die Dynamik und das internationale Renommee des hiesigen Kurzfilmschaffens. Zum ersten Mal gewinnt ein Schweizer Kurzfilm die prestigeträchtige Trophäe in der Kategorie „Bester ausländischer Studentenfilm“.

 

 

TÔT OU TARD erhält in Oberhausen den Preis für den besten 35 mm Film unter 15 Minuten im Kinder- und Jugendfilmwettbewerb

 

Der Animationsfilm „Tôt ou tard“ der Schweizerin Jadwiga Kowalska überzeugt durch seine einfache, poetische Geschichte und die adäquate Umsetzung in seiner Animationstechnik. Ein für Kinder wie Erwachsene gleichsam unterhaltsamer Film über Tag, Nacht und die Kraft der Freundschaft.

 

 

HELLO GOODBYE. Am 18. Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern gewann der Schweizer Regisseur Stefan Jäger für seinen Film «Hello Goodbye» den mit 5000 Euro dotierten NDR-Regiepreis.

Diese Ehrung geht damit zum vierten Mal in Folge an junge Schweizer Regisseure. Der Film «Hello Goodbye» widmet sich dem Thema würdevolles Sterben. 

 

Vier Schweizer Animationsfilme am SICAF in Seoul

 

Das 12. Seoul International Cartoon & Animation Festival (SICAF), welches vom 21. bis 25. Mai 2008 in der Koreanischen Republik stattfand, zeigte vier Schweizer Animationskurzfilme. Im Wettbewerb der Schulfilme liefen die Filme „La main de l’ours“ von Marina Rosset und THE BELLRINGER von Dustin Rees. TÔT OU TARD von Jadwiga Kowalska und „haaf and me, in: swing beijing“ von Oliver Aemisegger sind im Panorama zu sehen. Der bekannte Genfer Trickfilmer Georges Schwizgebel, der in der Jury ist, präsentiert in Seoul seine 14 Meisterwerke.

 

Die vier ausgewählten Schweizer Filme setzten in Seoul eine beachtenswerte Festivalkarriere fort und werden im Juni am Animationsfilmfestival in Annecy gezeigt. Es sind allesamt Produktionen der Fachklasse Trickfilm an der Hochschule Luzern, Design & Kunst (HSLU), welche in diesem Bereich die helvetischen Talente von morgen ausbildet.

 

 

Premiere der Fussball-Kurzfilmrolle „Eleven Minutes“ am Vienna Independent Shorts Festival in Wien

 

„Eleven Minutes“ heisst die österreichisch-schweizerische Kurzfilmrolle, die im Hinblick auf die Euro 08 produziert wurde. Die Rolle feiert ihre Premiere an der Eröffnung des 5. Festivals „Vienna Independent Shorts“ (16. – 23. Mai 2008 ) am Freitag, 16. Mai im Gartenbau Kino Wien. Neun Kurzfilme (fünf schweizerische und vier österreichische Produktionen) bestreiten diese 90-minütige Film-Partie, welche das einzige Filmprojekt zur europäischen Fussballmeisterschaft darstellt.

 

Die Schweizer Teilnehmer sind: Der eigens für „Eleven Minutes“ produzierte Kurzfilm „La touche“ („Die Ersatzbank“) von Robin Harsch, der Animationsfilm FC MURMELI von Dustin Rees und Jochen Ehmann, „Alptraum“ von This Lüscher, sowie die beiden vor ein paar Jahren entstandenen Kurzfilme „Oscar“ von Roberto Martinez und „Hopp Schwyz“ von Fulvio Bernasconi. Im zweimal 45 Minuten dauernden Match treten sie gegen vier Fussball-Kurzfilme aus Österreich an: „Kopfball“ von Eva Hausberger, „Mit Blick auf Wien“ von Johanna Moder, „Schwarze Perlen“ von Benedikt Rubey und Wolfgang Murnberger sowie „Replay’08“ von Peter Hörmanseder.

  

Am Wiener Kurzfilmfestival „Vienna Independent Shorts“ wird dem Schweizer Kurzfilmschaffen besonderes Augenmerk geschenkt. Insgesamt 23 Schweizer Kurzfilme stehen im Programm. Im Wettbewerb laufen die beiden Animationsfilme „Jeu“ von Georges Schwizgebel und ELVIRA von Sabine Lattmann. In einem von SWISS FILMS zusammengestellten Programm unter dem Titel „The Dark side of Switzerland“ wird unbekannt düsteres aus der heimischen Produktion gezeigt und mit einem Spezialitätenbüffet aus der Schweiz ergänzt. Zudem stellt sich das Trickfilmfestival Fantoche aus Baden mit einem Programm in Wien vor. In Sonderprogrammen werden Filme auch in einem Liegekino an die Decke projiziert.

 

  • THE  FORTH KING / Dr viert König von Ted Sieger ist nominiert für den PRIX JEUNESSE 2008 (Festival vom 30. Mai – 4. Juni in München).

http://www.prixjeunesse.de

 

  • TABLEAU  von Gábor Dettre nimmt am Wettbewerb des internationalen Filmfestivals von Karlovy Vary teil (4.-12. Juli 2008).

http://www.kviff.com

Stills aus Tableau

 

Filme in Schweizer Kinos:

SLUMMING - Drama von Michael Glawogger

 

Freitag, 1. Februar 2008

 

Schweizer Fernsehen verliert Produzentin Susann Wach Ròzsa

 

Die Filmproduktion des deutschsprachigen Schweizer Fernsehens

(SF) hat einen gewichtigen Abgang zu verzeichnen: Susann Wach Ròzsa hat Leutschenbach nach 15 Jahren den Rücken gekehrt und arbeitet jetzt als freie Produzentin. Es sei ihr Ziel gewesen, «Unterhaltung auf hohem Niveau zu bieten», sagte sie gegenüber dem Klein Report, was aber immer schwieriger geworden sei, namentlich auch nach der Pensionierung von Redaktionsleiter Martin Schmassmann im Jahre 2004, mit dem sie verschiedene «Tatort»-Filme produziert hatte.

 

Der Abschied sei ein schleichender Prozess gewesen: «Das Verhältnis zwischen mir und dem Fernsehen bröckelte. Ich glaube, die sind froh, dass ich gegangen bin. Ich habe zunehmend realisiert, dass meine Erfahrung beim Schweizer Fernsehen nicht mehr zählte. Man hat mir gar in einem Mitarbeitergespräch vorgeworfen, ich sei überengagiert. Meine Haltung und mein Qualitätsanspruch waren nicht mehr erwünscht», stellte sie etwas resigniert fest und fügte gegenüber dem Klein Report trotzig hinzu: «Ich mache Filme mit Herz und Seele, jetzt erst recht als freie Produzentin. Der schmerzhafte Prozess ist abgeschlossen, und ich fühle mich von den Fernsehstrukturen befreit.»

 

Ihre Arbeit und ihr Filmverständnis seien beim heutigen Schweizer Fernsehen nicht mehr gefragt, fürchtet Susann Wach Ròzsa. Der ebenfalls scheidende Kulturchef Adrian Marthaler habe in einem Papier Grundsätze für die Stoffentwicklung und die Produktion von Fernsehfilmen verfasst und darin festgehalten, der Fernsehfilm müsse die Bedürfnisse des Sonntagabend-Publikums noch stärker erfüllen, mindestens

22 Prozent Marktanteil erreichen und starkes Identifikationspotenzial bieten. Damit würden Problemfilme, «hektische Actionfilme, düstere Psychodramen, didaktische Sozialdramen und beklemmende Psychothriller» ausgegrenzt.

Gefragt seien hingegen Feel-Good-Movies à la «Millionenschwer verliebt» oder «Die Herbstzeitlosen». Dazu die Produzentin:

«Es kann doch nicht alles nur auf den Quotenanspruch ausgerichtet sein.»

 

Zusammen mit ihrem Ehemann, dem Zürcher Fotografen Klaus Ròzsa, will sie jetzt in Zürich und Budapest Stoffe und Projekte entwickeln, Dossiers erstellen und Koproduktionspartner suchen.

 

(Kleinreport 1.2.2008)


Susann Wach Rózsa verlässt SF

sennhami | 01 Februar, 2008 08:24

 

Susann Wach Ròzsa (Foto Website Fotoscene AG)Gemäss Kleinreport von heute Freitag verlässt die langjährige Produzentin Susann Wach Ròzsa das  Schweizer Fernsehen.  Zwar sind  Ab- und Neuzugänge  bei SF so normal wie bei anderen Medienunternehmen. Interessant  sind hier allerdings die Verweise auf die  Begründung. Susann Wach war an der Produktion einiger der interessanteren Filme beteiligt, bei denen SF als Partner zeichnete, zum Beispiel Strähl von Manuel Flurin Hendry, und einer ganzen Reihe von "Tatort"-Krimis. Gegenüber dem Kleinreport begründet sie ihren Abgang unter anderem so:

 

Ihre Arbeit und ihr Filmverständnis seien beim heutigen Schweizer Fernsehen nicht mehr gefragt, fürchtet Susann Wach Ròzsa. Der ebenfalls scheidende Kulturchef Adrian Marthaler habe

in einem Papier Grundsätze für die Stoffentwicklung und die Produktion von Fernsehfilmen verfasst und darin festgehalten, der Fernsehfilm müsse die Bedürfnisse des Sonntagabend-Publikums noch stärker erfüllen, mindestens 22 Prozent Marktanteil erreichen und starkes Identifikationspotenzial bieten. Damit würden Problemfilme, «hektische Actionfilme, düstere Psychodramen, didaktische Sozialdramen und beklemmende Psychothriller» ausgegrenzt. Gefragt seien hingegen Feel-Good-Movies à la «Millionenschwer verliebt» oder «Die Herbstzeitlosen». Dazu die Produzentin: «Es kann doch nicht alles nur auf den Quotenanspruch ausgerichtet sein.» (ganzer Artikel hier)

 

Auch wenn man berücksichtigt, dass  bei solchen Abgängen selten alles auf den Tisch gelegt  wird,  scheint mir damit  doch  mein eigener Eindruck gestützt, dass die Fernsehfilmproduktion beim SF massiv unter Quotendruck steht, und dass das eine der Erklärungen für die eklatante Harmlosigkeit der meisten dieser Filmchen sein dürfte.