Bilanz 2010: Schweizer Filme glänzen an internationalen Festivals

64 neue Schweizer Filme sind im Jahr 2010 an wichtige internationale Filmfestivals eingeladen worden – im Vorjahr waren es 49. Ebenfalls markant hat das Schweizer Filmschaffen bei den Auszeichnungen zulegen können: 109 Filme (2009: 70) erhielten 202 Auszeichnungen (2009: 142) und gewannen Preisgelder im Wert von insgesamt über CHF 440’000. An der Berlinale, in Cannes und am Sundance-Festival, drei der weltweit wichtigsten Filmveranstaltungen, feierten Schweizer Filme ein beachtetes Comeback – allerdings nicht im Hauptwettbewerb. SWISS FILMS hat die Festivalteilnahmen mit finanziellen Beiträgen, Ankauf von untertitelten Festivalkopien, Kontakten und Networking unterstützt.

 

«Bei den Spielfilmen sind Regisseure wie Jean-Luc Godard, Pipilotti Rist oder Silvio Soldini sehr präsent, und ebenso Schauspielerinnen und Schauspieler wie Bruno Ganz, Michel Bouquet und Sabine Timoteo», stellt Micha Schiwow, Direktor von SWISS FILMS fest und ergänzt: «Schweizer Dokumentarfilme überzeugen durch ihre Originalität und ihr hohes künstlerisches Niveau. Sie behaupten sich sowohl an den Grossveranstaltungen in Berlin, Cannes oder am Sundance wie auch an den genrespezifischen Festivals in Nyon, Leipzig und Amsterdam.»

 

Bei den 64 Schweizer Filmen handelt es sich um 18 Spiel-, 19 Dokumentar- und 27 Kurzfilme – davon sind 13 Animations- und 2 Experimentalfilme. Die Präsenz der Spielfilme liegt somit deutlich über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre mit seinen 14 Filmen pro Jahr. Silvio Soldinis neuester Spielfilm «Cosa voglio di piu» wurde an der Berlinale uraufgeführt, während das vorläufig letzte Opus «Film Socialisme» von Altmeister Jean-Luc Godard in Cannes in der Sektion «Un certain regard» zum Event wurde. Das filmische Essay lief anschliessend an zahlreichen Filmfestivals, darunter in London, Los Angeles, Moskau, New York, Toronto und Wien. Neben «Songs of Love and Hate» von Katalin Gödrös wurde in Locarno im internationalen Wettbewerb «La petite chambre» von Stéphanie Chuat und Véronique Reymond – mit dem französischen Altstar Michel Bouquet in der Hauptrolle – präsentiert. «La petite chambre» ist im Rennen um eine Oscar-Nomination und setzt seine verheissungsvolle Festivalkarriere 2011 fort. Auf Anhieb in den internationalen Wettbewerb des Filmfestivals in San Sebastian schaffte es die junge Schweizer Regisseurin Sophie Heldman mit der deutschen Koproduktion «Satte Farben vor Schwarz». Präsenz in San Sebastian markierten Senta Berger und Bruno Ganz, die Hauptdarsteller des Films. Bruno Ganz hatte zudem einen Gastauftritt als Hauptdarsteller des Films «Der Grosse Kater» am argentinischen Festival in Mar del Plata. Zeichen setzte auch das Zurich Film Festival, indem es mit Michael Steiners «Sennentuntschi» erstmals eine Schweizer Produktion als Eröffnungsfilm zeigte.

 

Das Schweizer Dokumentarfilmschaffen stellte 2010 seine eindrückliche Breite an den unterschiedlichsten internationalen Festivals unter Beweis und errang hohe Auszeichnungen. Für «Space Tourists» wurde Christian Frei gleich zu Jahresbeginn mit dem World Cinema Directing Award in Sundance ausgezeichnet. Jean-Stéphane Bron trug mit seinem Film «Cleveland Versus Wall Street» in der Quinzaine des réalisateurs zum Comeback des Schweizer Films in Cannes bei. In Berlin knüpften «Aisheen (Still Alive in Gaza)» von Nicolas Wadimoff und «Daniel Schmid – Le chat qui pense» von Benny Jaberg und Pascal Hoffmann an der Tradition einer starken Schweizer Dokumentarfilmpräsenz an der Berlinale an. Der in Nyon im Festival Visions du Réel als bester Newcomerfilm prämierte «Goodnight Nobody» von Jacqueline Zünd und der an den Solothurner Filmtagen mit dem Prix Soleure ausgezeichnete Film «Nel giardino die suoni» von Nicola Bellucci legen eindrückliche Festivalkarrieren vor. Zum «Long Seller» entwickelte sich der schon 2009 erfolgreiche und mit dem «Quartz 2010» des Besten Dokumentarfilms ausgezeichnete Film «Die Frau mit den 5 Elefanten» von Vadim Jendreyko. Er holte 2010 nicht weniger als acht internationale Preise, unter anderem an den Festivals in Washington und Montreal.

 

Bei den Kurzfilmen stachen hervor: «Ich bin’s Helmut» von Nicolas Steiner – er erhielt alleine 18 Preise im Wert von mehr als CHF 40'000 –, «Las Pelotas» von Chris Niemeyer – Gewinner des «Quartz» des Besten Kurzfilms – und der in Locarno mit dem Pardino d’argento sowie in Winterthur mit dem Kamerapreis ausgezeichnete Film «Yuri Lennon’s Landing On Alpha 46» von Anthony Vouardoux. Ein starkes Jahr war es vor allem für Schweizer Animationsfilme. Der an der Kunsthochschule in Zagreb entstandene Erstlingsfilm «Miramare» von Michaela Müller erhielt nach seinem Auftritt im Wettbewerb in der Selektion Cinéfondation in Cannes auf Anhieb Einladungen an insgesamt über 40 Festivals und gewann bislang elf Preise. Die Animationsfilme «Danny Boy» von Marek Skrobecki, «Laterarius» von Marina Rosset und «Schlaf» von Claudius Gentinetta und Frank Braun gehören zusammen mit «Amourette» von Maya Gehrig zu den Festivalfavoriten in diesem Genre.

 

Neun Spielfilme, 28 lange Dokumentarfilme und 72 Kurzfilme (davon 20 Trickfilme) wurden 2010 an internationalen Festivals in der Schweiz und im Ausland ausgezeichnet und gewannen Preisgelder in Höhe von CHF 440'000. Die Nominationen für den Schweizer Filmpreis «Quartz 2010» sind dabei nicht berücksichtigt.

Die Preisgelder kommen an den Vorjahreshöchstwert von CHF 466'000 fast heran. Rund CHF 151'000 wurden an ausländischen und CHF 289'000 an inländischen Veranstaltungen erzielt. Insbesondere für die Dokumentarfilme, die Preisgelder und Sachleistungen im Wert von CHF 167'000 generierten (38% des Gesamtbetrages) und für die Kurzfilme, die auf CHF 261'000 kamen (59%), stellen Preise eine nicht zu unterschätzende Zusatzfinanzierung dar.

 

Die Promotionsagentur SWISS FILMS unterstützte die Präsenz der Schweizer Filme an ausländischen Filmfestivals mit Networking und Promotionsbeiträgen von insgesamt CHF 210’000 und mit dem Ankauf von internationalen Kopien im Wert von CHF 120’000.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Susann Wach Rozsa (Donnerstag, 02 Dezember 2010 03:32)

    ...eindrücklich der Anteil von 27 KURZFILMEN, davon 13 ANIMATIONSFILME und 2 Experimentalfilme - das ist eine Stärke des Schweizer Films, welche es bei den neuen Förderkonzepten zu verteidigen gilt. Es gibt viel zu tun - packen wirs an!