Wer einen Blick auf die Geschichte des Animationsfilms wirft, trifft unweigerlich auf die ehemalige Tschechoslovakei. Steckte doch insbesondere während den 1950er bis 1980er Jahren das
tschechische Animationsfilmschaffen in einer Hochblüte, die ansässigen Filmemacher hatten die Nase im Wind und schufen vor allem in den Zentren Prag und Zlin animierte Meisterwerke, die
Geschichte schrieben und künftige Generationen prägten – nicht nur im eigenen Land, sondern auch international. Fantoche lädt nun Tschechien als Gastland nach Baden ein und widmet dem
tschechischen Animationsfilmschaffen einen umfangreichen Programmteil, der vergangene Pioniere und aktuelle Highlights ebenso wie vergessene Trouvaillen und verborgene Schätze in die hiesigen
Kinosäle holt.
So feiern wir den 100sten Geburtstag des wohl wichtigsten Pioniers der Puppenanimation Jirí Trnka mit einem eigenen Kurzfilmprogramm, hat er doch mit seinen unvergesslichen Animationen und seinem
schier unerschöpflichen Erfindungsreichtum unzählige prägende Spuren bei Animationsfilmern wie auch einem internationalen Publikum hinterlassen. Doch auch etliche weitere Schlüsselwerke des
tschechischen Animationsfilms aus der Blütezeit der 1950er und 1960er Jahre werden in eigenen Programmblöcken präsentiert – wegweisende und einflussreiche Kurzfilme, die bereits nach ihrer
Veröffentlichung eine grosse internationale Verbreitung fanden.
Nach der politischen Wende 1989 wurde die Produktion von Animationsfilmen abrupt gestoppt, was zu einer Krise im tschechischen Animationsfilmschaffen führte. Animationsfilmer konnten daraufhin
nur noch unter erschwerten Bedingungen arbeiten, reflektieren aber dennoch auf subtile Weise, was die Wende gesellschaftlich und persönlich bedeutete. Am Fantoche ist diese Reflexion Thema. Doch
heute ist alles wieder anders. Eine Vielzahl an aktuellen Filmen zeigt, wie die jüngsten tschechischen Animationsfilmemacher mit einer völlig neuen visuellen Sprache und überraschenden
Narrationen ohne historischen Referenzen zu einem erneuten Reichtum und einer Vielfalt gefunden haben.
Ergänzt wird der Tschechien-Fokus mit der Präsentation von Ausbildungsstätten der Visegrad-Länder und einem Trickfilm-Studio aus Prag. Nähere Informationen dazu folgen zu einem späteren
Zeitpunkt. Das Visegrad-Programm wurde von Susann Wach zusammengestellt.
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